Bisweilen prallen sperrige Elemente aufeinander und die Künstlerin ist dadurch gefordert, die trotzigen Farbregungen durch weitere Hinzufügungen in die schlummernde Spannung ihrer Bilder zu integrieren. Der schöne Schein bedeutsamer Stille strahlt roh und ungeleckt von den nahezu konturlosen Oberflächen aus. Sie zeigen nichts Konkretes. Sie bieten der Farbe die Chance, sich kostbar zu gebärden. Vera Hilger türmt Oberflächenerfahrungen aufeinander, die Tiefensuggestion erzeugen, aber nach vorne zum Betrachter hin. Die Bilder bilden nichts ab, aber sie lassen Ahnungen zu. Sie werfen den Motor der Assoziationsmaschine im Kopf an, weil man doch so gerne etwas erkennen möchte und hirngewohnheitsmäßig alles aufbietet, um Bekanntes zu entdecken. Dafür muss man sich auf der Suche nach Detailerkenntnissen in den Bildern auf Wanderschaft begeben und entdeckt höchstens Vergleichbares: Landschaftsanflüge, Vorhangstrukturen, Gazeschleier. Auf grundsätzlichere Seherfahrungen verwiesen, bleiben nur zurückhaltend süffige Farbmaterialien, die da aus ihrem fahlen Farbbett schimmern, flimmern, glimmen und einen hinreichend geheimnisvoll in ihren Pigmentbann schlagen. Das hat Sensibilität und Zurückhaltung, aber es ist weder zartbesaitet, noch grüblerisch, noch spielerisch fröhlich und bunt. Es ist eine handfest intensive Form der Abstraktion, die keinem geometrischen oder tektonischen Kalkül folgt und die auch Symbolik vermeidet, die aber nie zum Formspiel wird, zum banalen Geschenkpapiermuster, zur designten Oberfläche. Stets bleibt ein Empfinden der Tiefe, eines Verborgenen, das es zu entdecken, gar zu dechiffrieren gilt. Die Bilder sind Katalysatoren für ahnungsvolle Kombinatorik.
dito
Galerie Freitag 18.30, Aachen
Steinkaulstr. 11, Fr 18.30-21.30, Sa 12-18.30 Uhr
Vera Hilger - Malerei, bis 28.5.
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