Von Dirk Tölke
Die Kunsthistorikerin Maria Engels M.A. blickt am Ende ihrer 35-jährigen Amtszeit auf zwanzig Jahre Ausstellungstätigkeit für Kunst aus NRW zurück, mit der sie eine Förderkunstsammlung zum Leben erweckte und mit viel Idealismus eine Lagerstätte zur Kunststätte weiterentwickelt hat.
So mancher Ministerielle scheint indessen immer noch zu glauben, es handele sich da um ein Landesdepot in einer grenznahen Burg. Was das Land in der ehemaligen Reichsabtei Kornelimünster seit 1976 verwahrt, ist in seiner Bedeutung noch immer zu vermitteln.
Dass das 1948 begonnene Künstlerförderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen für Maria Engels ein Herzblut-Thema ist, liegt sicher auch daran, dass schon ihr Vater von Anbeginn darin eingebunden war. Um sich von der Nazi-Ideologie kranker und entarteter Kunst als Verunglimpfung einer nicht akzeptierten Moderne abzusetzen und die Kunstentwicklung wieder anzustoßen, begann das Land nach der Währungsreform durch Ankauf von Werken Künstler zu fördern.
Inzwischen sind etwa 4.000 Werke von ca. 1.600 Künstlern durch kluge Jurys erworben worden, von denen 1.000 in Landesbehörden und Amtsstuben gezeigt werden, wozu die Sammlung seit Anbeginn genutzt wurde. Seit den 70er-Jahren wurde klar, dass frühe Förderankäufe inzwischen Millionenwerte wurden (z.B. Richter, Polke, Klapheck) und die Kunstformen nicht mehr nur aus gut hängbarer Flachware bestanden.
Nicht alles konnte mehr in Fluren und Amtsstuben hängen gelassen werden. So wurde Kornelimünster als damaliges Domizil des Bundesarchivs als zuverlässiges Depot gewählt. Im Mitteltrakt der fünfflügeligen Reichs-abtei entstand die ständige Präsentation „Kunst aus NRW – Förderankäufe seit 1945“ mit von Maria Engels ermöglichten Wochenendöffnungen.
Das Bundearchiv zog sich bis 2006 zurück. In dem 1993 sanierten Landesgebäude zog die Kunst 1995 wieder in den Mitteltrakt, 2001 und 2002 dann auch in die angrenzenden Flügel mit inzwischen 250 Werken in Dauerpräsentation. Die Nebenflügel bezog die RWTH.
Seit 1996 gab Maria Engels als Ergänzung und Vertiefung der Fördertätigkeit des Landes, das inzwischen weitere Preise auch an andere Kunst-sparten vergab, jungen Künstlern, aber auch ehemals geförderten eine Ausstellungsmöglichkeit. Trotz nur Birgit Kamps als weiterer Mitarbeiterin und situativen Aufbauhelfern sind inzwischen 122 Ausstellungen gezeigt worden mit 147 Künstlern, bis zu 400 Vernissagegästen und jährlich 13.000 Besuchern bei eingeschränkten Öffnungszeiten.
Enorm, was hier geleistet wurde! Das macht die überaus sehenswerte und sinnreich gruppierte Ausstellung sichtbar, die von jedem seit 1996 ausgestelltem Künstler ein hauseigenes und zum Teil auch speziell entliehenes aktuelles Werk zeigt. Die ungeheuer reiche Kunstszene des Landes mit der weltweit dichtesten Kunstlandschaft wird in ihrem enormen Spektrum sichtbar.
Nirgendwo sonst kann dies für die Nachkriegszeit derart gut und geschlossen nachvollzogen werden. Das muss durch neue Konzepte und Synergien mit Regionalkunst überhaupt nicht aufgepeppt werden, denn über 1.400 Künstler sind überhaupt noch nicht ausgestellt worden.
Dieses von den Künstlern und inzwischen auch vom Tourismus geschätzte, neben den Förderungen und Preisen zusätzliche Ausstellungsangebot sollte diese Spezialsammlung mindestens weiterhin sichtbar und fruchtbar machen. Die auserkorene Förderkunst selbst ist abwechslungsreich und fordernd genug.
Kontinuität alleine durch Wiederbesetzung der Stelle und Sicherung des bisher Geleisteten wären schon ein Gewinn, Künstlerateliers, Stipendiatenwohnungen, Einbindung anderer Förderprogramme weitere Optionen. Ohne immer alles neu zu erfinden, wäre dies auch eine Würdigung und Nichtverschwendung der bisher auf Etatsparflamme 35 Jahre zu Gunsten der Kunst eingesetzten Lebensenergie von Maria Engels und ihrem kleinen Team.
Danke für die Pflege dieser Oase! Möge sie nicht versanden, sondern weiter für die Kunst und Gestaltungskraft des Landes werben. \
bis 3.8.
Sie und Ihre Ausstellungen
Kunst aus NRW, Kornelimünster
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