Beck hat Bock auf Party. Also brettert er los, mal funky, mal mit bratzigen Gitarrenriffs, und selbst vor Panflöten wird nicht zurückgeschreckt, siehe den Opener oder auch den Morricone-meets-Lil Wayne-Stomper „Wow“, der als einziger Track dieses Albums mehr Gag als ernsthafter Song ist.
„Colors“ wirkt, als sei es direkt neben Weezers „Pacific Daydream“ aufgenommen worden. Bei beiden Alben diese seltsame Abgehobenheit, ein Update des dekadenten Yacht-Rock-Sounds für die Neuzeit, gleichzeitig zeitgemäßer Radiosound, manche Songs könnte man sich hier durchaus in einer Version von, äh, Maroon 5 vorstellen, siehe etwa „Up All Night“.
Weezer selbst werden mit einem fetten Riff im Refrain bei „I’m So Free“ angespielt. Wie schon so oft reitet Beck durch die Archive des Sounds, wie ein Modezar durch die Stoffe seiner Zulieferer.
Da wird dann mal ein schönes Beatles-Rip Off geordert („Dear Life“), dienen Bässe und Beats wie einst bei George Clinton als Grundstoff, werden die harmonischen Wendungen von Hall & Oates im fantastischen „Square One“ auf ihren Tragekomfort befühlt, und Beach Boys-Chöre als raffinierte Applikation verwendet.
Ein seltsames Album, dekadent in seiner Fülle, manchmal so radiotauglich wie noch nie bei Beck, mal wie die beste Musik der Welt, mal wie leeres Superstargedudel, mal nervig, mal geil. Also insgesamt toll, den wann war man das letzte Mal durch Musik irritiert? \ kk
(Fonograf/Capitol/Universal)
Bewertung der redaktion
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