„Mein Vater hat früher häufig bei Antikmärkten mitgemacht und ich wollte unbedingt mit, da war ich etwa sechs Jahre alt. Wir haben dann unsere ganze Ware verpackt – so gut wie alles, was wir im Ladengeschäft hatten – und in den LKW geladen. Daran habe ich die schönsten Erinnerungen: die Zeit in Köln auf dem Neumarkt, oder an den Markt in Opladen, der mit einem Jahrmarkt verknüpft war. Mein Vater hat mir 50 Pfennig in die Hand gedrückt und ich bin mit den Kindern von den Nachbarständen losgedüst.
Das Alltagsgeschäft war schon hart, meine Eltern haben ja nur gearbeitet, meine Mutter im Verkauf und mein Vater in der Werkstatt. Angeblich stand früher, als ich noch ganz klein war, mein Laufstall in unserem Laden an der Kockerellstraße. Aufgewachsen bin ich aber hauptsächlich bei meinen Großeltern. Nach der Schule zog es mich dann immer wieder in den Laden oder auch in die Werkstatt.
Da habe ich mich an unserer Poliermaschine ausprobiert. Daran erinnere ich mich noch gut: Das erste Stück Messingblech flog nur durch die Luft! Also musste ich es noch mal probieren und noch mal. So bin ich da reingewachsen. Davor habe ich meine Matchbox-Autos im Schraubstock kaputtgedreht, das war auch gut. Man hat mich einfach machen lassen.
Den Laden hat mein Vater vor mehr als 50 Jahren von seinem Vorgänger gekauft, Briem in der Kockerellstraße. Dort hatte er – er war bereits gelernter Kunstschmied – seine zweite Ausbildung zum Gürtler gemacht. Als Briem verstarb, übernahm mein Vater den Laden und hat seitdem massenhaft Möbel-, Türbeschläge und Schlösser angefertigt und tausende Wand-, Tisch- und Hängelampen verkauft. 2003 habe ich den Laden übernommen und 2013 sind wir in die Kleinkölnstraße gezogen.
Vor vier Monaten ist mein Vater verstorben. Das ist nicht nur für mich schwer, sondern auch für meine beiden Kinder, die nach dem Kindergarten und der Schule häufig im Laden spielen. Im Lager warten noch weit über 25.000 alte Lampengläser und -fassungen darauf, restauriert zu werden. Ich habe meinen Kunden immer gesagt, mein Vater hat 90 Prozent mehr Ahnung als ich, was der alles kann, so viel kann ich gar nicht lernen.
Ein bisschen hat mein Vater aber auch von mir gelernt. Meine Ausbildung zum Gürtler habe ich bewusst in einem anderen Betrieb absolviert, bei Nüttgens, dem letzten Gürtlermeister in Aachen. Da habe ich damals einfach geklingelt und nachgefragt, eine Bewerbung habe ich nie geschrieben.
Im Frühsommer werde ich wieder mehr Zeit in der Werkstatt verbringen können, dann steigt meine Schwester in den Verkauf ein. Sie hat früher auch schon im Laden gearbeitet und ist zur Zeit schon für ein paar Stunden da. Und wenn meine Kinder mal hier arbeiten möchten, unterstütze ich sie natürlich auch dabei. Aber ich unterstütze sie eh bei allem. Hauptsache, sie werden glücklich.“ \
Alte Metallkunst Wolken
Kleinkölnstraße 7
Mo-Fr 10-18:30 Uhr
Sa 10-18 Uhr
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