Insulaner

kritik
Schnörkellos

Der „Insulaner“ am Neumarkt im Frankenberger Viertel eröffnet unter neuer Leitung.



Es lebe das Frankenberger Viertel! — Pünktlich zu den ersten Sonnenstrahlen haben Stephanie Kessel und ihr Team den Defibrilator angeschlossen und dem Café-Restaurant Insulaner, einer zuletzt schwächelnden Frankenberger Institution, neues Leben eingehaucht. Die Einflüsse des gastronomischen Mutterschiffs Lousiana sind durchaus erkennbar, nicht nur, weil aus der Elisengalerie bekannte Servicekräfte nun am Neumarkt wirken und wirbeln. Auch ein Teil des Stammpublikums ist offenbar mitgezogen, am Donnerstagabend ist der Laden rappelvoll, laut und lebendig. Während der Nichtraucherbereich mit etwas altbackenen, aber scheinbar gemütlichen Sesseln ausgestattet ist, hüllt sich der Thekenbereich in kühles, violettes Neonlicht und verbreitet die in der modernen Gastronomie unumgängliche Loungeatmosphäre. Die Speisekarte bietet keine kulinarischen Tändeleien, sondern „Omas Sauerbraten mit Rosinen und Apfelmus“ (8,50 Euro) und „Schnitzel mit hausgemachten Pommes oder Bratkartoffeln“ (8,90 Euro), außerdem Currywurst, Salate und Pastagerichte, alles unter 10 Euro.

Damals ist man ausgegangen, um mit Freunden Spaß zu haben, zu quatschen, zu diskutieren, zu lachen und nebenher etwas zu essen, das dem studentischen Geldbeutel entsprach. Damals waren alle noch keine Gastro-Kritiker und freuten sich über üppige Portionen, kannten weder Jakobsmuscheln, Kalbsbäckchen noch das Ibéricoschwein. Damals war man im Frankenberger Viertel unterwegs, ist vom Insulaner ins Exil und anschließend ins Dumont’s gezogen. Und war glücklich dabei!

Der neue Insulaner ist auch nach Ostern (k)ein Überraschungs-Ei: Hier kann man Leute treffen, günstig essen und Spaß haben. Solange drin ist, was drauf steht, geht das völlig in Ordnung, schließlich braucht auch der Gastro-Kritiker in uns Bodenhaftung.
Foto und Text: Belinda Petri

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