Von Richard Mariaux
Der „Literarische Sommer“ feiert in diesem Jahr sein 20. Jubiläum. Alleine in Aachen und bei den Nachbarn in Vaals, Heerlen, Kerkrade, Valkenburg und Eijsden finden vierzehn Veranstaltungen zwischen Ende Juni und Mitte September statt.
Auf ein paar literarische Hochkaräter müssen wir in der Euregio 2019 zwar verzichten – Jan Brandt, Durs Grünbein, Sa?sa Stani?si´c oder Karin Duve lesen einzig an der Rheinschiene und am Niederrhein, aber mit der knalligen Performance von Nora Gomringer & Philipp Scholz sowie den Lesungen von Herman Koch, Maria Cecilia Barbetta oder der bei Aachen aufgewachsenen Katharina Mevissen (und ihrem Debüt „Ich kann dich hören“ im Wagenbach Verlag) ist der „Literarische Sommer“ auch in unserer Region anspruchsvoll und stark vertreten.
Die Lyrik bildet 2019 einen Schwerpunkt im Programm. Zwei deutsch-niederländische Dichterpaare - Ulrich Koch/Erik Spinoy, Annelie David/Esther Kinsky – lesen am 19. Juli (TRIMARAN #1) ebenso im Rahmen der „Leselust“ wie Jürgen Nendza und Peter Holvoet-Hanssen (TRIMARAN #2) das im Juli erscheinende, gleichnamige zweisprachige Lyrik-Magazin am 12. Juli vorstellen werden. Der Aachener Lyriker Christoph Wenzel ist Redakteur des Magazins und moderiert die Veranstaltungen.
Lyrik wie Pistolenschüsse
In Aachen – auf dem Lousberg als Kooperation mit der dortigen Reihe „Leselust“ – wird es aber auch knallig inszeniert: „Peng Peng Peng“ heißt die gemeinsame Performance der Lyrikerin Nora Gomringer und dem Jazzschlagzeuger Philipp Scholz. Gomringer hat eine Vergangenheit im Spoken Word, die Bachmann-Preisträgerin (2015) wurde für ihre Lyrik mehrfach ausgezeichnet und mit ihrem kongenialen Partner, dem Jazzschlagzeuger Philipp Scholz (Gewinner des Münchner Jazzpreis 2014 mit seiner Band PLOT), zünden die beiden einen „fatallyrischen Knall der Extraklasse“.
Veröffentlicht in einem Hörbuch: „Peng Peng Peng“, achtzehn Gedichte von Gomringer selbst, von Jandl, Schwitters oder Heine und Dorothy Parker – experimentelle Lyrik des 20. Jahrhunderts und die großen Klassiker der Literatur. „Peng Peng Peng“ ist keine Lesung mit Musik, sondern eindeutig ein Hörspiel. Für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ war es sehr „Tarantino“ und befand, daß „Nora Gomringer ihre Sprache wie Uma Thurman das rasiermesserscharfe Schwert in Kill Bill führe“.
Argentinisches Gesellschaftspanorama
Die in Buenos Aires geborene María Cecilia Barbetta besuchte die deutsche Schule in Argentinien und entschied sich danach für ein Studium von Deutsch als Fremdsprache. 1996 kam sie mit einem DAAD-Stipendium nach Berlin, 2000 wurde sie an der Freien Universität in Germanistik promoviert und beschloss, in Berlin zu bleiben. Barbetta verfasste ihr Debüt „Änderungsschneiderei Los Milagros“ (2008), ausgezeichnet mit dem aspekte-Literaturpreis und dem Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis, in deutscher Sprache.
Zehn Jahre später. Bereits vor dem Erscheinen von Barbettas zweitem Roman „Nachtleuchten“ wurde ein Auszug des Manuskripts mit dem Alfred-Döblin-Preis geehrt. Die Handlung ist wiederum in Buenos Aires angesiedelt, im Viertel Ballester zu Zeiten politischer Verwerfungen und Umbrüche, es herrscht die gespenstische Atmosphäre am Vorabend eines politischen Umsturzes. \
7.8.
„Literarischer Sommer“: María Cecilia Barbetta liest aus „Nachtleuchten“
20 Uhr, Centre Charlemagne
Website Literarischer Sommer
Website Literaturbüro Euregio Maas-Rhein
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