Familiengeheimnisse
Stefanos (Valerio Mastandrea) Erfolg als Punkrocker hält sich in Grenzen. Also kehrt er seiner Wahlheimat Rom den Rücken zu und fährt zu seiner Familie nach Hause. Die Herzlichkeit, mit der der verlorene Sohn wieder aufgenommen wird, täuscht zunächst darüber hinweg, dass in diesem Haus über die wirklich wichtigen Dinge eigentlich gar nicht mehr geredet wird. Alberto (Giuseppe Battiston), Stefanos Bruder, der vom Vater die Kirschfabrik übernommen hat, lebt nicht nur in Scheidung von seiner Frau und hat unter der Trennung von den beiden gemeinsamen kleinen Kindern zu leiden, sondern die Firma mittlerweile so sehr überschuldet, dass sie kurz vor dem Ruin steht. Außer der Schwester Michela (Anita Caprioli) weiß das bislang noch niemand, aber Stefano ist schnell in das Geheimnis eingeweiht.
Die Figurenkonstellation und die vielfältigen Schwierigkeiten, mit denen die Charaktere zurechtkommen müssen, scheinen viel eher den Stoff für ein klassisches Familiendrama als für eine Komödie zu liefern. Regisseur und Drehbuchautor Gianni Zanasi hat sich jedoch für die leichtfüßige Annäherung entschieden. Dass „Nicht dran denken“ anhaltend gute Laune verbreitet, liegt daran, dass die Situationskomik dank eines exzellenten Timings stets hervorragend funktioniert und zusätzlich von feinem Dialogwitz und einem untrüglichen Gespür für die richtigen Bilder flankiert wird. Dabei ist der Film so respektlos wie Roberto Benigni in seinen besten Zeiten — und eine der bislang gelungensten europäischen Komödien des Jahres. ///
Frank Brenner
Bewertung der redaktion
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