Bitte nicht berühren ist dabei die übliche, besonders museal gehandhabte Umgangsform. Abstand, Handschuhe, Vitrinen, Kameras, Sockel, dazu Teeflecken, lebendig sich schlingende Ständer, die in Zeigefindern enden. Die präparatehaften Geräte bevölkern die unteren Ausstellungsräume und wuchern ins Büro. Wie eine gezierte Choreographie verschraubter Interpretanden wirken die Ständer.
Der Verpackungsschaum als Schutz ist eher zentrales Ausstellungsgut. Das ganze drumherum des Ausstellungswesens. Das Display des Schutzes. Darin mehrfach eine Gipskopie einer 1917 (erstmals?) explizit zum Anfassen bestimmten Skulptur oder ein Smartphone, das ohne Berühren und Wischen, ohne Touchscreen nicht funktionieren würde. Carolin Lange ließ im finnischen Gefilde Cyanblau auf getränkten Leinwänden photochemisch reagieren.
In Abhängigkeit von der Lichtintensität sowie von Säuren und Basen in der Umgebung erscheint als optische Messwirkung ein von Auflagefläche und Trocknungsgestellen verknitterter und verfärbter Untergrund, der Wind und Wetter ausgesetzt war, still weiterreagiert, wie ein Lackmustest oder Chromatogramm und nun nach ungesteuerter Gestaltwerdung der künstlerischen Prüfung harrt: Wofür könnte das Ergebnis Ausdruck sein?
Auch Spektrometer- und Lichtbrechungsfotos könnten eine Betrachtung als Bild vertragen, als wissenschaftliche Möglichkeit Licht in der Landschaft sichtbar zu machen. Messdaten statt Abbild, so wie wir uns an Rankingstatistik statt Lebenserfahrung gewöhnen. Distanz auch hier. Zum Malprozess. \ dito
Die Ausstellung ist bis zum 16. Oktober im Neuen Aachener Kunstverein zu sehen.
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