2015 erhielt Benjamin Clementine für sein Debüt den britischen Mercury Prize. Ein Preis, der im Gegensatz zum deutschen „Echo“ sich der Neuentdeckungen und Talente eines Landes annimmt.
Anfang des Jahres schwächelten Gorillaz mit ihrer neuen Single „Hallelujah Money“, der Clementine seine Stimme lieh. Aber jetzt das! „I Tell A Fly“ katapultiert den Hörer in einen anderen Kosmos, es ist eine Art Oper, der der britische Chansonier seine exaltierte, variable, zwischen Falsett und Tremolo pendelnde Stimme leiht und sie mit vielen Brüchen manchmal bis an den Rand des strapazierbaren Zuhörens treibt.
Die Stimmungen sind surreal, bisweilen dystopisch und kafkaesk. Eingehegt in opulenten Barock-Pop, Klavier-Etüden ohne den Zuckerguss eines Rufus Wainwright. Clementines Kompositionen stehen John Cale und vor allem Scott Walker näher. Und gleichzeitig offenbart „I Tell A Fly“ eine scharfe Beobachtungsgabe des Künstlers; das universelle Konzept des „Alien“, „Fremden“, „Migranten“, „Flüchtlings“, dem Clementine eine überzeugende Stimme für viele Rollen in diesem Kammerspiel gibt. Ganz große Kunst!
rm
(Caroline International/Universal)
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