Drei große Ausstellungen beginnen am 20. Juni in Aachen. Um Karl den Großen in seinem 1.200sten Todesjahr zu ehren. Doch wer war eigentlich dieser Herrscher, der in Aachen allgegenwärtig ist? Warum hat er sich Aachen als Pfalz ausgesucht? Und wie hat das Leben in der Kaiserpfalz überhaupt ausgesehen?
Leihgeber aus der ganzen Welt haben große und kleine Schätze beigetragen, um uns das Leben Karls des Großen und seiner Gefolgschaft deutlich und den „Mythos Karl“ für alle begreifbar zu machen. Im Rathaus lernt der Besucher die Aachener Pfalz als Ort der Macht kennen.
Die Domschatzkammer zeigt nicht nur die wichtigsten Pretiosen ihres Kirchenschatzes, sondern verlorengegangene Stücke aus aller Welt. Und im neuen Centre Charlemagne können die wichtigsten Kunstwerke der Hofschule Karls bestaunt werden.
1. Orte der Macht
Im Rathaus wird zum einen das höfische Leben in der Karolingerzeit gezeigt. Zum anderen den von Pfalz zu Pfalz reisenden König und Heerführer Karl. Durch archäologische und kunsthistorische Zeugnisse bekommt der Zuschauer einen Einblick in die materiellen Grundlagen der Herrschaft Karls und erfährt, warum er sich Aachen als Pfalz aussuchte.
Das Rathaus selber wurde im 14. Jahrhundert auf den Fundamenten der Königshalle Karls des Großen errichtet, deren Grundform auch heute noch zu erkennen ist. Leihgabe aus Paris: Eine Kopie des bronzenen Throns, der auf Dagobert I. zurückgeführt wird. Er gehörte den Merowingern, einem fränkischen Königsgeschlecht an, das seit 481 im Frankenreich die Macht hatte.
Nach seinem Tod im Jahre 639 begann nach und nach die Zeit der Karolinger. Der Reisethron wurde vermutlich von Karl selbst benutzt. Vor ca. 1.200 Jahren führte Karl der Große eine einheitliche Währung in seinem Reich ein. Viele heutige europäische Staaten nahmen diese Währung als Grundlage für ihre eigene und selbst die Relation des britischen Pfund zu den Pennies (Denar) beruhte bis zur Umstellung auf das Dezimalsystem, Februar 1971, auf der Grundlage Karls des Großen.
Dabei haben die späten Münzen Karls des Großen einen besonderen Stellenwert, da sie neben dem Zahlungsmittel die einzigen Bildquellen sind, die eine zeitgenössische Darstellung Karls des Großen zeigen. Die Leihgabe stammt aus Berlin.
2. Karls Kunst
Im neu eingerichteten Centre Charlemagne werden Kunstwerke aus der Karolingerzeit ausgestellt. Vor allem solche, die der „Aachener Hofschule“ Karls des Großen zugerechnet werden. Diese Kunstwerke, wie kostbare Handschriften, Elfenbeinschnitzereien und Goldschmiedearbeiten sind zuweilen in ganz Europa verstreut und werden erstmalig wieder in Aachen vereint.
Der Tassilokelch ist ca. 25,5 cm hoch, 3,05 kg schwer, fasst ca. 1,75 Liter und besteht aus Kupfer. Seit 777 wird er in der Schatzkammer des Benediktinerstiftes Kremsmünster verwahrt. Das kostbare eucharistische Gefäß gilt als der bedeutendste unter allen erhaltenen mittelalterlichen Kelchen.
Den vergoldeten Kupferkelch stiftete einst Bayernherzog Tassilo III., der bis zu seinem Tode ein großer Widersacher seines Vetters Karls war. Karl ließ ihn erst zum Tode verurteilen – aufgrund eines Vorfalls, der nie bewiesen werden konnte – und änderte seine Bestrafung später in lebenslange Haft. Der Tassilokelch ist zum ersten Mal in einer Ausstellung zu sehen.
3. Verlorene Schätze
In der Domschatzkammer werden „verlorene“ sakrale Kunstwerke gezeigt, die einmal zum Aachener Domschatz gehörten haben. Die Exponate decken einen Zeitraum bis ins späte Mittelalter ab.
Der Ankerpunkt liegt allerdings in der Karolingerzeit mit Stücken, die schon zum Kirchenschatz Karls des Großen gehörten oder sogar aus seinem Grab stammen sollen. Die Emailplatte erinnert an die Heiligsprechung Karls des Großen 1165, anlässlich welcher das Armreliquiar entstand und dem Dom von Kaiser Friedrich Barbarossa und seiner Gemahlin gestiftet wurde. \ kw
Website zur Ausstellungstrias mit weiteren Informationen
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