Halve Hahn und Plüschprumm
Wir haben Glück, am Sonntagspätnachmittag einen Platz auf der Terrasse zu ergattern. Sowohl die Plätze in der Rethelstraße als auch in der Rommelsgasse sind komplett besetzt. Allein der Gastraum, komplett neu gestaltet und gemütlich-schick eingerichtet, ist bei dem Bombenwetter und der entspannten Atmosphäre des September Specials noch leer, aber auch er wird sich im Laufe der Zeit rasch füllen. Während an den Nebentischen bei einem frisch gezapften Kölsch (na klar!) der dumpf vom Markt herüber schallenden Musik gelauscht wird, studieren wir die Karte: Neben Klassikern wie Schnitzel, Rumpsteak und Flammkuchen gibt es auf der Wochenkarte auch Currywurst, Leberkäse und ein Schnitzel an Kölschjus.
Unsere Wahl fällt auf den Leberkäse (9,50 Euro) und das Sahneschnitzel pikant (14,50 Euro) sowie ein Mettbrötchen und einen „Halven Hahn“ (je 2,50 Euro), dazu Kölsch für die Erwachsenen, eine Afri Cola für den Youngster und für den Chauffeur ein alkoholfreies Kölsch. Das entpuppt sich als durchaus herb und aromatisch, erinnert aber geschmacklich weniger an ein spritzig-frisches Kölsch denn an ein hopfig-herbes Pils. Nun gut, nach der ersten Überraschung punktet es aber durchaus.
Die freundlich-quirlige Bedienung hat die Lage im Griff, einfach ist es nämlich nicht, mit voll beladenen Tabletts die abschüssige Terrasse zu versorgen. Die Wartezeit bis zum Servieren der Speisen vergeht wie im Flug, an so einer prominenten Ecke gibt es schließlich genug zu sehen. Der Leberkäse wird – bekrönt von einem Spiegelei – auf einem Bett von lauwarmem Kartoffelsalat mit Speck in einem riesigen, tiefen Teller serviert, beim Schnitzel mit Brauhaus-Fritten hätte der Teller ruhig etwas größer sein dürfen. Der dazu gereichte Salat wird in einer gläsernen Tasse serviert.
Die Roggenbrötchen sind zünftig mit Zwiebelchen bestreut, also typische, deftige Wirtshausgerichte für den kleinen Hunger und zum Bier. Sowohl der Kartoffelsalat als auch die Fritten überzeugen ebenso wie der Leberkäse und das goldgelb gebackene Schnitzel mit einer wirklich pikanten, aber auch sehr aromatischen Sahnesauce. Als krönenden Abschluss probieren wir noch einen Gaffel-Schnaps: Die „Plüschprumm“ (15 % alc.) ist ein süßes Pfirsichschnäpschen, dessen Namen man aber wahrscheinlich nach 2-3 Gläschen auch nicht mehr richtig aussprechen kann.
Auch die Gäste an den Nebentischen wirken vollauf zufrieden. Für Touristen ist es sicher allein wegen der (selfietauglichen) Lage zwischen Couven-Museum, Hühnerdieb und Granusturm ein „Place to be“, aber auch die Öcher können sich über ein gelungenes Wirtshauskonzept freuen. Das Bier wird zwar nicht vor Ort gebraut, aber so ein kleines Kölsch im „Reagenzglas“, wie die Freunde aus Süddeutschland immer zu sagen pflegten, ist doch sehr süffig und passt zu den einfachen, aber gut und lecker zubereiteten Gerichten.
Ach ja, bei Gaffel kann man auch für den guten Zweck trinken: 5 Euro pro verkauftem Pittermännchen (10-Liter Gaffel Kölsch-Fass) gehen an den gemeinnützigen Verein „Aachener Tafel e.V.“. Für Studierende, Schüler und Azubis ab 18 Jahren gibt es -außerdem noch „Flüssiges Studentenfutter“ – ein 10-Liter-Fass für 70 Euro.
\ Belinda Petri
Gaffel am Hühnerdieb
Rethelstraße 2
kölsch kunde
Die 1908 gegründete Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG hat ihren Sitz in Köln. Neben Kölsch, alkoholfreiem Kölsch und Fassbrause werden auch Gaffel-Schnäpse hergestellt. Unsere Gastro-Redakteurin empfiehlt den -Plüschprumm. Verrät ja schon der Titel des Artikels. \
Gaffel Wirtshaus am Hühnerdieb
WEITEREMPFEHLEN