Wahrheit oder Pflicht
Die Zahl der Filme, die sich mit der amerikanischen Außenpolitik, dem 9/11-Trauma und dem Irakkrieg auseinandersetzt, steigt stetig. Nun hat sich auch Ridley Scott der komplexen Thematik des Terrorismus angenommen. Nach einer Romanvorlage des US-Autors David Ignatius veranschaulicht er den Konflikt im Umgang mit der fortwährenden Bedrohung an zwei gegensätzlichen Figuren. Agent Roger Ferris (Leonardo DiCaprio) ist an der Front im Nahen Osten stationiert und setzt sein Leben aufs Spiel für die Sicherheit seiner Heimat. Sein Vorgesetzter Ed Hoffman (Russell Crowe) hingegen steuert die Einsätze vom CIA-Hauptquartier aus sicherer Entfernung per Handy und Satellitenobservation. Während der arrogante Hoffman die Dinge eiskalt analysiert und bar jeglicher Moral seine Befehle erteilt, ist Ferris mit den menschlichen Auswirkungen konfrontiert. Das Ziel der Operation ist ein syrischer Terrorist, der mit seinen Bombenattentaten Europa in Angst versetzt. Da die Order aus Langley wenig Erfolg verspricht, nimmt Ferris die Dinge selbst in die Hand — und gerät dabei zunehmend in Gefahr.
Einen waschechten Politthriller hätte man gerade von Ridley Scott („Gladiator“, „Alien“) wohl nicht erwartet. Mit einer komplexen Handlung und durchaus kritischen Untertönen bleibt „Der Mann, der niemals lebte“ im Gegensatz zu dem ähnlich angelegten „Machtlos“ jedoch voll dem Actionkino verhaftet. So richtig möchte Scott die Vorgehensweise der USA im Kampf gegen den Terrorismus dann doch nicht in Frage stellen. Unterm Strich bietet er aber atemlose Spannung mit einem exzellenten Schauspielerduo.
Bewertung der redaktion
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