Töpfe, Lauch-Stangen, Schüsseln, eine Ukulele, eine Kuhglocke, eine Matroschka, Tennisschläger, Bierflaschen, eine Geige und ein Xylofon. Dazwischen noch allerhand andere Utensilien. Der lange Tapeziertisch in der Mitte des Mörgens biegt sich vor lauter Krempel fast durch. Auch auf dem Boden steht eine Menge Kram. Kästen voll Stroh oder Steinen, Eimer mit Wasser und sogar Kokosnussschalen.
Die Schauspieler Torsten Borm, Björn -Jacobsen und Felix Strüven sitzen in Einheitsmontur – bestehend aus Jeans und Baumfällerhemd – hinter dem langen Tisch und starten ihre knapp zweistündige Show. Und mit Show ist kein Theaterstück gemeint, dass die Geschichte der „Farm der Tiere“ nachspielt, sondern vielmehr eine fulminante Live-Hörspielsession, in der jeder Schauspieler eine Vielzahl verschiedener Rollen spricht und großteils mit artistischem Geschick die passende Geräuschkulisse dazu liefert.
Geräuscheschauspiel
Es ist teilweise kaum zu glauben, dass die Geräusche, die man beim Schließen der Augen für Hufescharren, Gewehrschüsse, Scheunentorgequietsche oder für das Geschnarche schlafender Schweine hält, in Warheit allesamt mit dem ganzen Kram auf dem Tisch manuell hergestellt werden. Die Augen länger als einen Moment zu schließen, ist allerdings nicht empfehlenswert. Denn so verpasst man die fabelhafte Mimik der Darsteller, die aus einem Hörspiel mit ihren irrwitzigen Stimmen und Geräuschen doch irgendwie ein kleines Schauspiel machen.
Das Publikum kann sich das Lachen nicht mehr verkneifen, wenn sich Felix Strüven beim Sprechen des Parts der eitlen und dümmlichen Stute Molly, in einem Tennisschläger statt eines Spiegels beobachtet und nach jedem zweiten Wort herzhaft wiehert. Oder wenn Björn Jacobsen die aufreizende Bar-dame spricht und seine Kollegen mit „Schätzchen“ anspricht. Oder wenn Thorsten Borm im Sekundentakt vom grunzenden Schwein zum klapprigen Gaul wechselt. Dennoch, so witzig die Inszenierung auf ihr Art ist, geht die grundböse Thematik um eine gescheiterte Revolution nicht verloren.
„Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher“
Der Schauplatz der Handlung ist die Farm von Bauer Jones in England. Dieser ist oft betrunken, behandelt seine Tiere sehr schlecht, füttert sie wenig und lässt sie hart arbeiten. Dagegen wollen sich die Tiere wehren, beschließen „Der Mensch ist der Feind. Ein Tier ist Genosse!“. Nachdem sie den Farmer verjagt haben, wollen sie gemeinsam die Farm betreiben und stellen wichtige Regeln des Zusammenlebens auf. Alle sind gleich, bis es irgendwann einige gibt, die doch „gleicher“ sind.
Nach anfänglichen Erfolgen und beginnendem Wohlstand übernehmen die Schweine immer mehr die Führung und errichten schließlich eine Gewaltherrschaft, die schlimmer ist als die, die die Tiere abschütteln wollten. Bis zur allerletzten Sekunde geben die drei Schauspieler Vollgas. Und so wird gegrunzt, geschossen, erschrocken und gelacht, bis die Mikrofone verstummen. Dann ist das Publikum nochmal dran: mit langandauerndem Applaus. \ kw
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