In einer Mietskaserne, im Volksmunde auch Wanzenburg genannt, treffen verschiedenen Menschenkonstellationen über – oh Verzeihung – aufeinander. Jetzt kann der Kampf ums Kind beginnen.
Die Idee
Das Theater K hat sich für den August Gerhart Hauptmanns Tragikomödie „Ratten“ vorgenommen und ordentlich ausgearbeitet. Die Idee kam ihnen während der letzten Produktionen in der Tuchfabrik. Und nicht, weil es dort von den kleinen Mistviechern wimmelt – ganz im Gegenteil.
Nein, weil „die Ratten als Experiment hier perfekt hinpassen“, erklärt Laura Thomas (Ensemble L3), die für das Theater K bereits bei „Jackie O“ mitwirkte und ihr eigenes Stück „Brain-twister“ zeigte.
Das Ensemble
Zusammen mit Lisa Bräuninger und Lukas Schmitt hat sie sich einen Part von Hauptmanns Personen-Spiel herausgepickt – und zwar den um die Putzfrau Henriette John, die das uneheliche Kind des Dienstmädchens Pauline Piperkarcka abkaufen will.
Annette Schmidt und Jochen Deuticke, als Team Theater K sozusagen, haben sich die andere Personengruppe vorgenommen – eine auf dem Dachboden des Mietshauses probende Theatergruppe.
Bitte was? Ein Stück, zwei Teams, eine Bühne, wie soll das gehen? Aber keine Sorge. Die Damen und Herren vom Theater K haben eine guten Plan.
Das Experiment
Während das Ensemble L3 momentan altberlinerich lernt, um die tragische, sozialkritische Geschichte um Pauline Piperkarcka auf den Punkt zu bringen, geht es für das Theater K abstrakt und komisch zu. Annette Schmidt schlüpft in die Männerrolle des Theaterdirektors Hassenreuter und Jochen Deuticke wird zur Morphistin Knobbe.
Eigentlich zwei autarke Handlungsstränge, die außer der Rattenplage nichts miteinander zu tun haben. Dennoch begegnen sie sich in ihrem Mietshaus: So trifft der naturalistische Part auf den expressionistischen.
„Momentan probt noch jedes Team für sich. Aber wir sind schon alle so auf den Moment gespannt, wenn wir zum ersten Mal mit unseren unterschiedlichen Spielarten aufeinandertreffen“, freut sich Schmidt.
Natürlich beinhaltet auch Hauptmanns Tragikomödie diese zwei Ebenen, allerdings hat es das Theater K es geschafft, das Stück nicht nur inhaltlich, sondern auch räumlich an die zwei Teams anzupassen. Während das Ensemble L3 in der Mietswohnung sitzt, haben sich Deuticke und Schmidt tatsächlich auf dem Dachboden eingenistet und spielen einfach über den Köpfen der anderen.
Fakten
Immer noch Fragen? Dann ab in den Bus, aufs Rad oder ins Auto.
Das Tuchwerk liegt nur ein paar Minuten außerhalb des Zentrums, hat eine Bushaltestelle und den Wildbach vor der Türe. Gerade im Sommer lohnt es sich, einfach mal eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn vorbei zu schauen, sich an der Theke einen Wein, ein Bier oder auch ein Wasser zu besorgen und dann draußen vor der Türe eine kleine Auszeit von Aachen zu genießen.
Und wenn das Theater K so viele tolle Ideen aus der Zeit im Tuchwerk zieht, kann Ihnen das bestimmt auch nicht schaden. \ kw
8., 16., 19., 21., 23., 28., 29. + 30.8.
„Ratten“
20 Uhr, Tuchwerk, Strüverweg 116
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