Wenn die Theaterkarte beim Einlass gegen ein Parkticket getauscht wird, sich die Damen auf den „Frauenparkplätzen“ links und die Herren auf der anderen Seite des Theatersaals einzufinden haben und die Musiker in grauen Servicemitarbeiter-Overalls die Bühne betreten, um in einer kleinen Autowerkstatt ihre Plätze einzunehmen, dann steht das neuste Stück des DasDa Theaters in den Startlöchern.
„Eine Sommernacht“ heißt es, stammt aus der Feder der britischen Dramatiker David Greig und Gordon McIntyre und wird durch Musik auf Piano und Gitarre von Christoph Eisenburger und Tom Schreyer unterstützt. Und darum geht es: Das Protagonisten-Duo Helen und Bob trifft sich am Mittsommerabend zufällig in einer Bar, „wo nur Anwälte hingehen“, wie der Kleinkriminelle Bob abfällig feststellt – mit so versnobten Menschen kann er eigentlich nichts anfangen.
Helen ist Anwältin, deren Date kurzfristig absagt. Um ihren Wein nun nicht alleine trinken zu müssen, spricht sie Bob an, der mit seiner Abneigung den Juristen gegenüber eine Ausnahme macht. Es wird gesungen, getanzt, geredet und gelacht und schließlich landet das ungleiche Paar bei Helen zu Hause im Bett. Doch aus One-Night-Stand und „Wir-sehen-uns-nie-wieder“ wird nichts, denn schon am nächsten Tag treffen sie sich völlig verkatert vor einer Kirche – Helen im Brautjungfernkleid, da ihre Schwester gerade im Begriff ist zu heiraten, und Bob mit einer Plastiktüte, in der er 15.000 Euro aus einem nicht ganz legalen Motorrad-Deal mit sich herumträgt.
Die Bank hat geschlossen und Helen ist es leid, die ewige Brautjungfer ihrer vielen Geschwister zu sein – was liegt da näher, als gemeinsam das ganze Geld in einer Nacht auszugeben? Es folgt ein abenteuerlicher Trip durch Edinburgh, mit neuen Freunden und alten Feinden, viel Alkohol, Musik, einem Abstecher in die Welt des Bondage und Geheimnissen, die noch gelöst werden müssen, bevor Bob seinen Kindheitstraum wahr werden lässt, eine Gitarre plus Interrail-Ticket kauft und quer durch Europa als Straßenmusiker unterwegs ist. Dabei ist es immer wieder spannend zu sehen, wie die beiden Charaktere gleiche Vorkommnisse auf unterschiedliche Weise erzählen: Bob will cool und lässig wirken, Helen spricht gerne über ihre Gefühle. Auch sonst haben die beiden verschiedene Vorstellungen von der Zukunft, aber passen sie vielleicht doch ganz gut zusammen? Wer die „Eine Sommernacht“ miterlebt, hat viel zu lachen, kommt aber auch ins Grübeln. Was kann ich aus meinem Leben machen? Ist es zu spät noch etwas zu ändern? Sollte ich einen Neuanfang wagen? Mit diesen Fragen beschäftigt man sich auf dem nach Hause Weg und auch damit, ob der nächste Urlaub nicht mal per Interrail-Ticket gemacht werden sollte. \sim
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