Ein Puff, zwei Hocker, ein Mond mit blauen Sternchen. Startschuss für eine lockere Datenight von Marianne und Roland. Zumindest anfänglich. Zumindest so lange das Publikum sein Lachen bei allen Date-Pannen und Beziehungsverzwickungen nicht zurückhalten kann. Zumindest so lang bis aus Spaß Ernst wird, aus Partnerschaft mehr als Wichtigkeitsgerangel und eine geteilte Wohnung, sondern Verlass und Verständnis in allen Lebenslagen. Bis zum Ende.
Aber von Anfang: Es beginnt so witzig, locker und leicht. Marianne, die Quantenphysikerin mit dem festen Willen Paralleluniversen zu erforschen und Roland, der Imker mit rational-kausalem Weltblick, wunderbar besetzt mit Stefanie Rösner und Benedikt Voellmy, begegnen sich auf einer Party. Beide beginnen möglichst locker und leicht ein Gespräch. Oder besser starten ein Szenario immer wieder neu – mit minimal anderem Gesprächsverlauf, der eine maximale Auswirkung auf den weiteren Verlauf ihrer Geschichte haben wird. Mal landen sie nach der Gartenparty im Bett. Schnitt. Gleicher Ausgangspunkt, neuer Schlagabtausch. Dieses Mal funkt es zwischen den Beiden nicht. Schnitt. Jetzt sind sie sich zumindest sympathisch. „Hoffentlich versaut es jetzt keiner“, denkt man als Zuschauer. Aber: Schnitt. Schnell wird klar, Mariannes Satz „Wir sind nur Teilchen“ ist nicht locker leicht daher gesagt, sondern hat eine tiefere Bedeutung. Das Leben existierte demnach in unendlich vielen Varianten und Konstellationen. Und die meistern Rösner und Voellmy mit schnellem Switchen in die minimal andere Version der Geschichte. Sie springen von Konstellation zu Konstellation, passen ihre Rolle in Windeseile an die neue Situation an. Lassen sich weder von den Lachern des Publikums noch den von ihnen an die Wand geworfenen Aufnahmen aus der Spur bringen. Gegen Ende raucht einem der Kopf. Wie ist jetzt soweit gekommen, ab wo hätte es anders ausgehen können. Ist das jetzt gerade real? Und wenn es real ist: In welcher Realität befindet man sich? „Konstellationen“ ist ein Stück für zwei Figuren und Dutzenden alternativen Schicksalen. Ein Multiversum mit unzähligen Variablen je nach Möglichkeit, Entscheidung. Immer auf der Suche nach der besten Zusammenstellung der Ereignisse. Am Ende des Premierenabends ist zumindest eins klar: Mit der Besetzung von Rösner und Voellmy hat Regisseurin Lisa Heinz definitiv die perfekte Konstellation für ihre Inszenierung von Nick Paynes „Konstellationen“ gefunden. \ kira wirtz
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