Es ist so eine Sache, wenn man vom Film zum Buch, enttäuscht wurde und dann eine Inszenierung zum selbigen im Theater sieht. Ist die Erwartung dann zu hoch oder zu niedrig? Hat man die nötige Distanz, um den Darstellenden die Chance zu geben, in die bekannten Rollen zu schlüpfen? Hat man selbst den Kopf frei, einem neuen Inszenierungsansatz zu folgen?
Das sind wohl auch Fragen, die sich im Das Da-Theater gestellt werden, bevor man sich an eine Inszenierung einer Buch-/Filmvorlage wagt. Nach eineinhalb Jahren coronabedingter Pause wagt sich Theaterleiter Tom Hirtz mit seiner Inszenierung von „Zusammen ist man weniger allein“ zurück auf die Bühne des Das Da-Theaters in der Liebigstraße. Das Premierenpublikum kam nach dem Open-Air-Überraschungs-Erfolgsknüller „Hair“ auf der Burg Wilhelmstein mit hohen Erwartungen. Und die wollten erfüllt werden. Rund um die Geschichte vierer Menschen, die alle ihre eigenen Päckchen tragen wollen, ohne zu bemerken, das geteiltes Leid halbes Leid bedeutet, entwirft Hirtz eine Inszenierung, die mit der Erwartung bricht. Um Längen in der Geschichte zu beschleunigen oder Szenen zu zeigen, die nicht in das wirklich überaus gute Wohnungs-Bühnenbild – aus Stuhl und Tisch entwickelten sich nach und nach die Räume zu den einzelnen Personen – passen, wurden zahlreiche Fotos hintereinander an die Wand geworfen und mit Musik hinterlegt. Dort sah man dann die Zeit vorbeifliegen, wie sich Personen annäherten, aus einem scheuen Blick aus dem Hintergrund die große Liebe wurde. Auch ging ein Staunen durch den Raum, als Camille-Darstellerin Nicole Sydow nicht nur einmal mit nacktem Oberkörper auf der Bühne zu sehen war. Franka Engelhart, die die Großmutter Paulette spielt, wurde von Nadine Dupont durch eine fabelhafte Maske wirklich zur Greisin und die beiden männlichen Darsteller Marvin Moers als verklemmter und leicht stotternder Philibert und Fabian Vogt als draufgängerischer Einzelkämpfer Franck machten das Ensemble komplett.
Das Fazit: Angst, dass Erwartungen nicht erfüllt werden, muss man bei dieser Inszenierung nicht haben. Ein neuer Inszenierungsansatz ist sehr erfrischend und gute Darsteller haben immer eine Chance einer bekannten Rolle Leben einzuhauchen. \ kira wirtz
WEITEREMPFEHLEN