Keine Frage: Mit „Everything Everywhere All at Once“ hatte 2022 einen der besten Filme der letzten Jahre auf der Agenda – die Wundertüte mit Michelle Yeoh muss man gesehen haben, um sie zu glauben. Auch sonst waren es immer wieder Werke mit vielschichtigen Frauenfiguren wie „Pleasure“, „Das Ereignis“, „Der schlimmste Mensch der Welt“, „Meine Stunden mit Leo“ und „She Said“, die zu begeistern vermochten, während dasselbe auf der Männer-Seite nur Baz Luhrmanns „Elvis“ ansatzweise gelang. Insgesamt gab es viel zu wenig Überraschendes, geschweige denn Überragendes – ob 2023 da mehr zu bieten hat?
Bei den Fortsetzungen stechen jedenfalls Harrison Fords letztes Peitschenknallen in „Indiana Jones und der Ruf des Schicksals“ (29.6.), Tom Cruises vorletzter Auftrag als Ethan Hunt in „Mission: Impossible 7 – Dead Reckoning, Teil Eins“ (13.7.) und Denis Villeneuves heißersehnter „Dune – Part 2“ (2.11.) aus der Masse heraus. Aber auch Kenneth Branaghs dritter Poirot-Krimi „A Haunting in Venice“ (14.9.), eine noch namenlose „Der Exorzist“-Fortsetzung (12.10.) und das Prequel „Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds & Snakes“ (16.11.) könnten den Kinobesuch lohnen.
Ein interessanter Originalfilm steht dagegen zu Jahresbeginn mit „Babylon – Rausch der Ekstase“ (19.1.) an, „La La Land“-Regisseur Damien Chazelles Satire über das Hollywood der 1920er. Spannung verspricht „Knock at the Cabin“ (16.2.) von Mystery-Spezialist M. Night Shyamalan, in dem eine Familie beim Waldurlaub vor eine extreme Entscheidung gestellt wird. Kurz vor der 95. Oscar-Verleihung starten Todd Fields Cancel-Culture-Kommentar „Tár“ (2.3.) mit Cate Blanchett sowie Steven Spielbergs autobiografisch gefärbter „Die Fabelmans“ (9.3.), die beiden Stars ihren jeweils dritten Schauspiel- bzw. Regie-Goldjungen einbringen könnten. Historisch geht es in der schwarzhumorigen Parabel über den römischen Philosophen „Seneca“ (23.3.) mit John Malkovich zu, im Biopic „Chevalier“ (6.4.) über den dunkelhäutigen Komponisten und Kämpfer Joseph Bologne zu Zeiten der Französischen Revolution und in Christopher Nolans „Oppenheimer“ (20.7.) über den Vater der Atombombe.
Höchst originell wird es im deutschen Meta-Werk „The Ordinaries“ (30.3.), das von den Bedürfnissen fiktiver Filmfiguren erzählt, emotional in Darren Aronofskys Übergewichtsdrama „The Whale“ (27.4.) mit dem einstigen „Die Mumie“-Star Brendan Fraser und anrührend-humorvoll in Pixars „Elemental“ (15.6.), der die konfliktreiche Beziehung zwischen einem Feuermädchen und einem Wasserjungen schildert. Und dann wäre da noch die Spielzeugverfilmung „Barbie“ (20.7.), die in den fähigen Regiehänden von Independent-Liebling Greta Gerwig und mit Margot Robbie in der Hauptrolle eine waschechte Gesellschaftssatire werden soll. (Peter Hoch)
Comic-Fans
… werden auch 2023 wieder umfassend – oder inzwischen doch eher ermüdend? – bedient. Entscheidend für weitere Entwicklungen in den verschiedenen Multiversen dürften vor allem Marvels „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ (15.2.) und „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ (3.5.), DCs „The Flash“ (15.6.) und „Blue Beetle“ (17.8.) sowie Sonys Animationssequel „Spider-Man: Across the Spider-Verse“ (1.6.) sein.
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