Von Richard Mariaux
Die Aachener Musikschule hat die vergangenen zwei Jahre während der Pandemie effektiv genutzt. Mit „Mufab Music Media“ gibt es eine frisch aufgesetzte Online-Plattform für Musikunterricht und -vermittlung, die den herkömmlichen Präsenzunterricht nicht nur ergänzt. Als eine kleine Halle innerhalb des Gebäudes frei wurde, wurde innerhalb weniger Monate tatkräftig eine neue Konzertlocation namens Area 28 hergerichtet.
Thomas Berndt und Horst Schippers sind als Pianist und Schlagzeuger bekannte Gesichter in der Aachener Musikszene und gleichzeitig Inhaber der mittlerweile 20-jährigen Institution Mu’Fab. Coronabedingt wurde es oft sehr eng in den Räumen der privat betriebenen Musikschule, zumal, wenn es um die Proben von Bigbands und Chören vor Ort ging. Die neue Konzertlocation ist daher in erster Linie mithin kein exklusiver Ort für Livemusik, sondern ein notwendiger weiterer Raum für Unterricht und Proben mit vielen Menschen. In dem jetzt geschaffenen, im Parterre der Fabrik gelegenen Raum war vorher eine Kirchengemeinde ansässig.
„Wir haben die Chance ergriffen, um neue Sachen zu entwickeln. Die Vision ist schon lange da, dass wir eigentlich einen Konzertraum brauchen. Wir haben so viele Bandprojekte hier, die Arbeit der Dozenten, die Workshops … Und wir werden auch immer wieder gefragt, ob externe Leute hier spielen können“, erläutert Thomas Berndt. Im September wird ein Orchester entstehen, ein neuer Chor stellt sich auf. Beide werden jetzt ideale Bedingungen vorfinden.
Der Umbau wurde basisfinanziert von einem Verein, der die Mu’Fab bei der Materialbeschaffung oder gelegentlich auch bei der Unterstützung sozial benachteiligter Familien unterstützt. Die Hauptarbeit leistete in den vergangenen Monaten Horst Schippers, dem auf der Internetseite der Musikschule auch zusätzliche „kreative Hausmeistertätigkeiten“ zugeschrieben werden. Thomas Berndt: „Das hat der Horst quasi allein durchgezogen. Ich habe ihm da freie Hand gelassen. Er hat Wände eingezogen, die Bühne gebaut. Ab und an hat noch ein Schreiner mitgeholfen. Sehr wichtig ist uns ein guter Schallschutz, dass der Raum im Klang furztrocken wird.“
Eine Schnittstelle zu den Konzerten wird die „MuFab Music Media“ sein. Denn der Plan ist, dass alle Konzerte mitgeschnitten und gestreamt werden können. Ein Vorbild ist hier der Kölner Jazzclub „King Georg“ der wöchentlich mehrere Konzerte streamt und dessen Portfolio mittlerweile auf über 150 Konzertmitschnitte angewachsen ist. Hierzu müssen Vereinbarungen mit den Künstlern getroffen werden, ein Team aus Video- und Tontechnikern zusammengestellt werden und auch Menschen gesucht werden, die bei den Konzerten Getränke verkaufen.
Um alles auf sichere Füße zu stellen, soll für die Auftrittsreihen, Lehrgänge und Workshops ein zusätzlicher Förderverein gegründet werden. Musik ist ein immens wichtiges Kulturgut und auch ein Standortfaktor. Mit dem berechtigten Anspruch von Fördermitteln – sei es von Stadt, Euregio, dem Land oder Bund –, die die (im Gegensatz zur finanziell gut ausgestatteten städtischen Musikschule, privat als GbR geführte) Mu’Fab bisher nicht erhalten hat, geht der Blick nach vorne. Thomas Berndt sagt: „Wir machen seit 20 Jahren diesen Laden, haben sehr viel Zeit und Geld investiert und noch nie einen Cent Geld gesehen, von niemanden. Die Weiterführung des Projekts steht und fällt irgendwann damit, ob es eine Förderung geben kann.“
Mit dem Konzert des Art’n Schutz Orchester beginnt für Area 28 eine neue Zeitrechnung. Man kennt und schätzt sich untereinander schon lange persönlich. Saxophonist Heribert Leuchter probt des Öfteren auch in der Mu’Fab. Seit der Pandemie hat es innerhalb des seit 2004 existierenden Orchesters, welche sich als „Band-Werkstatt“ des europäischen Jazz versteht, einige Umbesetzungen gegeben: Sängerin Anirahtak hat mit Nina Leonards und Nora Jim weibliche Verstärkung im bisher männerdominierten Ensemble erhalten. Kontaktlos haben alle während Corona zwei Stücke produziert, die auf Youtube hochgeladen wurden.
Area 28
Die ersten Termine
10.9. Art’n Schutz Orchester
25.9. Invisible Touch; 22.10. Der Berndt / Klangfahrer
29.10. Claim21.
Art’n Schutz Orchester:
Anirahtak – Stimme;
Uli Jend – Sopran-, Altsaxophon;
Christoph Titz – Trompete, Flügelhorn
Heribert Leuchter – Bariton-, Alt- und Sopransaxophon
Nina Leonards – Violine
Jürgen Sturm – Gitarre
Nora Jim – Piano
Lothar Galle-M. – Bass
Steffen Thormählen – Schlagzeug.
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