Knapp 50 Konzerte, Open-Air-Kino, Comedy, Kabarett und Kindertheater. Die Saison geht von Anfang Juli bis Mitte September.
HipHop mit Haltung
Die Titel-Helden dieser Ausgabe sind vor allem in Aachen wahrlich keine Unbekannten. Danger Dan und Panik Panzer, zwei Brüder aus Aachen-Haaren bilden mit dem Düsseldorfer Koljah das Trio der Antilopen Gang, das Rap aus Deutschland auf ein höheres Niveau gehoben hat – frei von Sexismus, Rassismus und Misogynie. Sozialisiert im Umfeld des Autonomen Zentrum lernen sie früh aus der Punk-Philosophie DIY ihren künstlerischen Weg alleine zu bestreiten – formulieren politisch („Beate Zschäpe hört U2“), sind ironisch, bisweilen dadaistisch.
Dann geht’s auf einmal schnell: Ausverkaufte Tourneen, das DIY-Prinzip (T-Shirts entwerfen und siebdrucken, versenden, produzieren, mischen, Cover designen, CDs brennen) ist nicht mehr alleine zu leisten, und das Tote Hosen-Management JKP nimmt die Antilopen unter seine Fittiche. Der Rest ist Geschichte: Danger Dans Soloalbum „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ geht nicht nur auf Platz 1, sondern sprichwörtlich durch die Decke. Die Antilopen Gang gründet ihre eigene Plattenfirma „Antilopen Geldwäsche“ und veröffentlicht 2022 eine gleichnamige Label-Compilation. Inhalt: neue Antilopen-Tracks, mal mit, mal ohne featured Guests wie Zugezogen Maskulin, Fatoni, Max Herre oder die Rheinischen Frohnaturen. Am 6. August bebt in Würselen die Hütte!
Im Auftrag des Jazz & Funk
Saxophonist Bill Evans hat bereits mit 21 Jahren seine Karriere mit sechs eingespielten Platten in der Miles Davis Band begonnen. Folgend spielte er mit John McLaughlin, Herbie Hancock, aber schnell wuchs sein Portfolio in der Zusammenarbeit mit anderen Bands und Interpreten: Mick Jagger, Willie Nelson oder die Allman Brothers gehörten dazu. Neue Formationen schuf er mit dem Gitarristen Robben Ford bzw. der The Stern/Evans Band (Mike Stern) oder mit Trompeter Randy Brecker in der Soulbop Band. Mit der Band The Spy Killers hat er wiederum eine superb eingespielte deutsche Dependance. Dazu gehören Schlagzeuger Wolfgang Haffner und Bassist Claus Fischer – zwei hochmotivierte Strippenzieher in allen Spielarten des Jazz und Funk. Nicht zuletzt Erwähnung finden sollte der junge Aachener Simon Oslender an der Hammond-Orgel. Ein sich blind die Bälle zuspielendes Team, in dem Jazz auf Soul und Funk trifft!
Schwebende Töne
In einem Interview mit dem Rundfunksender „BR Klassik“ erzählte Jan Garbarek, dass er als Kind und Jugendlicher überhaupt kein Interesse an Musik hatte. Einzige Ausnahme: „Es machte Spaß, mit den Mädchen zu den Songs von Elvis zu tanzen!” Nun, das hat sich maßgeblich geändert, denn Gabarek, der zu den prägenden Figuren des europäischen Jazz zählt, gilt nunmehr als wichtigster Vertreter einer Stilrichtung, die sich weit von den gängigen Jazzstandards US-amerikanischer Prägung gelöst hat. Fasziniert ist der Tenorsaxophonist von den Klängen und Rhythmen afrikanischer, arabischer, indischer, brasilianischer oder japanischer Musik. Seine Band besteht aus hochkarätigen Musikern: am Piano der langjährige Wegbegleiter Rainer Brüninghaus, Trilok Gurtu, der wilde Trommelmagier aus Indien an den Percussions und der – den schwer erkrankten Eberhard Weber ersetzende – Brasilianer Yuri Daniel am Bass.
Fast unerschwinglich
Die US-amerikanische Ausnahmesängerin Beth Hart kommt in diesem Jahr bereits zum dritten Male auf die Freilichtbühne. Dabei musste um diesen Auftritt zwischen Veranstalter und Management gerungen werden: Beth Hart ist seit ihren Erfolgen in Würselen in den Jahren 2015 und 2017 auf der Karriereleiter hoch aufgestiegen – und das macht sich zwangsläufig in den Gagenvorstellungen bemerkbar. Sie füllt die Londoner Royal Albert Hall bis auf den letzten Platz oder den Ziggo Dome in Amsterdam mit über 11.000 Plätzen. Dagegen nimmt sich die Location in Würselen wie ein Clubgig aus.
Spannend wird es bei der Auswahl von Led Zeppelin-Songs in ihrem Set. Denn das im Februar 2022 letzte veröffentlichte Album hieß „A Tribute to Led Zeppelin“. Die damit verbundene stimmliche Herausforderung meisterte Hart bestens. Fan von Sänger Robert Plant und Led Zeppelin ist sie sowieso. (Richard Mariaux)
Mehr Termine
Bill Evans & Spykiller
5.7., 20 Uhr
Jan Garbarek & Trilok Gurtu & Group
9.7., 20 Uhr
Beth Hart & Band
1.8., 20 Uhr
Antilopen Gang
6.8., 19 Uhr
Weiterhin unter anderem in diesem Jahr auf der Burg:
15.7. Spider Murphy Gang
21.7. Saga
5.8. Milow
15.8. Juli
18.8. Versengold
27.8. Helge Schneider
9.9. Herbert Pixner Project
15.9. Naturally 7
An Wilhelmstein
52146 Würselen
www.burg-wilhelmstein.com
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