Kettcar
Wer seine erste Veröffentlichung „Solange die dicke Frau noch singt, ist die Oper nicht zu Ende“ nennt, scheint Pop-gesellschaftliche Normen nicht besonders ernst zu nehmen. Kettcar hatten mit dieser Masche mehr Erfolg, als sich die Musiker das zu Anfang vielleicht dachten. Weil sich für das erste Album „Du und wieviel von deinen Freunden“ kein Label interessierte, gründeten Reimer Bustorff und Marcus Wiebusch (die vorher bei der Kult-Punk-Band Rantanplan spielten) zusammen mit Thees Uhlmann kurzerhand ihr eigenes Label: Grand Hotel van Cleef. Ihr im Februar erschienenes Album „Zwischen den Runden“ kommt leichtfüßiger daher, ist textlastig wie eh und je, aber Wiebuschs behutsamer Gesang macht eher Mut, als dass er Trübsal bläst. Insgesamt wirkt die Band vor allem eins (ohne jemandem auf die Füße treten zu wollen): reifer.
Naturally 7
Man glaubt fast, die brennenden Mülltonnen zu sehen, vor denen Roger und Warren Thomas sich Ende der 90er allabendlich mit fünf anderen Kumpels getroffen haben, um zu singen. Wenngleich romantisch verklärt, sind das doch die ungefähren Umstände, unter denen die New Yorker A-Capella-Trupp Naturally 7 entstanden ist. Die „Band ohne Band“ reproduziert nur mit Stimmbändern, Zunge und Mundraum alle erdenklichen Instrumente. Schlagzeug, Mundharmonika, Synthesizer – es gibt keinen Sound, den die US-Boys nicht drauf haben. Naturally 7 sind nicht nur in den Staaten ein Hitgarant, ein pixeliger Youtube-Clip, in dem die Band in der Pariser Metro Phil -Collins’ „In the air tonight“ singt, wurde bis jetzt über fünf Millionen Mal angeklickt.
Beth Hart
Die stimmgewaltige Rockröhre hat bereits 1993 bei der US-Castingshow „Star Search“ für Furore gesorgt. Nachdem sie ihr klassisches Musikstudium abgebrochen hatte, ging es 1996 erst mal mit dem Album „Immortal“ neun Monate auf Tour. Mit „Screaming for My Supper“ (1999) und der darauf enthaltenen Piano-Ballade „L.A.-Song“ wurde die Kalifornierin zum Star. Die Jahre danach waren von Hochs und Tiefs geprägt, in denen vor allem ihre Drogensucht eine Rolle spielte. 2010 veröffentlichte sie, in sichtlich besserer Konstitution, „My California“, und präsentiert sich seitdem mit der Bühnenpräsenz vergangener Tage.
Rebekka Bakken
Die zierliche Norwegerin ist so etwas wie die skandinavische Antwort auf Norah Jones, Joss Stone und Co. Die bescheidene Blondine mit der Drei-Oktaven-Stimme setzt mit ihrem fünften Album „September“ (2011) die von Country beeinflusste „amerikanische Serie“ fort, bleibt privat jedoch ganz Nordeuropäerin – sie lebt auf einer schwedischen Pferdefarm. Bereits mit ihrem Debütalbum „The art of how to fall“ (2003) versetzte Bakken die internationale Jazzszene in Aufruhr und etablierte sich als Geheimtipp in Sachen Jazzpop und Singer/Songwriter. In ihren Songs konzentriert sie sich auf das Wesentliche, unauffällige Arrangements lassen ihrer außergewöhnlichen Stimme den nötigen Raum.
Weitere Highlights auf Burg Wilhelmstein (jeweils 20 Uhr):
11.7. – The Ukulele Orchestra of Great Britain
20.7. – Joan Armatrading & Band; Support: Neil Taylor
5.8. – Juan de Marcos Afro Cuban All Stars
17.8. – Hubert von Goisern & Band
25.8. – Tab Two
/// sd
WEITEREMPFEHLEN