Von Richard Mariaux
Dies ist die Geschichte, wie man es schafft, als unbekannte lokale Band eine kleine Tournee für die Kraut-Rock-Legende Guru Guru zu buchen um dort selbst das Vorprogramm zu spielen. Karl Henneberg, Schlagzeuger und Aktivposten bei der Aachener Progrockband Violette Sounds hat es vorgemacht.
Zusätzlich hat er Lars Templin vom Musikbunker überzeugt, Ende November einen gemeinsamen Gig mit der Band Birth Control zu buchen. Sein Enthusiasmus ist ansteckend und Templin war schnell überzeugt. „Wir arbeiten gerne mit Leuten zusammen, die sagen, könnt ihr nicht mal das und das machen. Und Karl gehört zu diesen Leuten.“
Karl: „Ich habe den Kontakt zu dem Booker Karl-Heinz Osche von Guru Guru aufgenommen und nachgefragt, ob die Band an einem Gig in Aachen Interesse hätte und wir das Vorprogramm spielen könnten. Es gab ein gutes Feedback von Seiten der Band und durch meine Beständigkeit hat sich bezüglich gemeinsamer Konzerte dann einiges ergeben. Ich habe zum Beispiel – nach Absprache – einfach auch mal in Amsterdam angerufen. Da hatte ich ein Riesenglück, denn die haben uns ohne lange Verhandlungen im Paket gebucht – ,50 Jahre Melkweg – 50 Jahre Guru Guru‘. Das passte eben.“ Das „Melkweg“ ist neben dem „Paradiso“ ein legendärer mittelgroßer Club in Amsterdam. Das muss man erst einmal hinkriegen.
Im Rahmen der betitelten „80 Jahre Elektrolurch“-Tournee („Der Elektrolurch“ ist der bekannteste Guru Guru-Song) hat Henneberg eine Reihe weiterer Gigs wie zum Beispiel auch in Essen gebucht – Clubs mit einer Kapazität zwischen 200 und 500 Personen. Mindestens zehn gemeinsame Konzerte der beiden Bands sollen es werden. Henneberg: „Schwierig sind Städte wie Berlin. Hier ist halt ein Überangebot. Das bin ich dann aber angegangen, und habe so lange herum georgelt, bis ich einen Termin im Lido, (Kreuzberger Rock-Indie-Elektro-Klub, d.?Red.), hatte, welchen ich jetzt auf meine Kappe veranstalte.“ Henneberg macht sich keine Illusionen, dass dies nur möglich wurde, weil Guru Guru bis heute einen exzellenten Namen hat und laut Wikipedia „als bedeutender Vertreter des Genres (Krautrock, d.?Red.) in den 1970er Jahren“ gelten.
Birth Control, die zusammen mit Violette Sounds am 30. November im Musikbunker auftreten, haben sich immer etwas gegen die Zuordnung als Krautrock-Band gewehrt. Auf ihrer Website schreiben sie: „Bis heute wird auch Birth Control in diese ‚Schublade‘ gesteckt, obwohl unsere Musik mit „Krautrock“ recht wenig zu tun hat. Hard- oder Classic-Rock trifft es wohl eher. Aber wenn man bedenkt, dass der Begriff „Krautrock“ keine Musikrichtung, sondern eine Ära beschreibt, dann ist es in Ordnung.“
Was die wenigsten wissen: Gegründet wurde Birth Control bereits 1966 – damals noch eine Coverband – von Hugo Egon Balder am Schlagzeug und später SAT1/RTL-TV-Moderator und Autor. Richtig los ging es dann mit dem Sänger und Schlagzeuger Bernd Noske und ihrem bis heute größten Erfolg, dem aktuell zu jedem Oldie-Rock-Repertoire gehörenden Hit „Gamma Ray“ (1972). Bandleader „Nossi“ Noske verstarb 2014 und Birth Control touren mit einem neuen Line-Up, zu dem auch Peter Föller (Vocals) und Manni von Bohr (Schlagzeug) gehören, weiterhin durchs Land. Im letzten Jahr ist eine Live-DVD/CD erschienen und ein neues Studioalbum ist in Arbeit.
Auch für Violette Sounds geht es nach dem letztjährigen Album, veröffentlicht bei dem Hannoveraner Label MIG Records, weiter. Karl Henneberg erzählt über den (erneuten) Zuwachs von Ausnahmebassist Uwe Böttcher und Keyboarder Moritz Schippers in der Band, die mit Gitarrist Henri Thönnissen und ihm am Schlagzeug wieder komplett ist. „Uwe und Moritz freuen sich total auf die Gigs mit Guru Guru, wie wir alle in der Band“, strahlt er und würde bescheiden seinen nicht unmaßgeblichen Anteil daran, am liebsten unter den Tisch kehren. \
22.11.
Violette Sounds
20 Uhr, Outbaix, Übach (Eintritt frei)
30.11.
Birth Control, Support: Violette Sounds
20 Uhr, Musikbunker
24.4.2020
Guru Guru, Support: Violette Sounds
20 Uhr, Musikbunker
Website Outbaix
Website Musikbunker
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