Von Richard Mariaux
Eine der schönsten Erlebnisse nach dem Lockdown innerhalb der Corona-Epidemie beschert allen Kunst- und Fotografieinteressierten die Robert Lebeck-Ausstellung „Porträts von Menschen und Ländern“ im KuK in Monschau, die noch bis zum 13. September eintrittsfrei zu besuchen ist. Damit ist diese Ausstellung die zweite aufeinanderfolgende Auswahl großartiger Fotografie-Momente, die mit den ab Mitte Februar gezeigten Bildern von Lotte und Ruth Jacobi ihren Anfang nahm und wegen Corona leider ein vorzeitiges Ende fand.
Robert Lebecks Werk umfasst in Monschau rund 130 Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die zwischen den späteren 1950er und 90er Jahren entstanden sind. Ein Teil der von KuK-Leiterin Nina Mika-Helfmeier kuratierten Ausstellung widmet sich Lebecks Porträtfotografie, die neben ausdrucksstarken Bildern von Beuys, Hitchcock, Karajan, Kinski, und Menuhin unter anderem auch sehr intime Porträts von Politikern wie Willy Brandt, Helmut Schmidt, Franz-Josef Strauss und Walter Scheel zeigt – nur Helmut Kohl gefällt sich darauf selbstverliebt in einer Art Feldherrenpose vor dem Capitol in Washington. Ein entlarvendes Foto.
Auch ein historischer Bezug zu Aachen wird im KuK gezeigt. 1956 schmuggelte sich Lebeck ohne Foto-Akkreditierung zur Karlspreis-Verleihung ins Aachener Rathaus und an den bereits von einer Krankheit schwer gezeichneten ehemaligen britischen Premierminister Winston Churchill heran. Entdeckt von britischen Sicherheitsleuten wurden Lebecks Bilder beschlagnahmt. Mehr Glück hatte er am folgenden Tag bei einem Empfang vom deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer zu Churchills Ehren in Bonn. Doch hier war seine nicht direkt offizielle Anwesenheit ein Glücksfall für den Fotografen.
Ab 1962 fotografierte Robert Lebeck für den „Stern“ und war seit 1976 mit Romy Schneider befreundet. Seine Fotoserie für eine „Stern“-Reportage 1981 im bretonischen Quiberon aufgenommen zeigt eine einerseits sehr verletzliche wie trotzdem der Kamera zugängliche Romy Schneider, die sich dort in einem Sanatorium erholte. Es sind ikonografische Bilder, die nachgestellt, 2018 sogar zu einem erfolgreichen Kinofilm („Einige Tage in Quiberon“) als fiktionales Psychogramm wurden und im KuK einen eigenen Raum einnehmen.
Neben seiner bekannten Porträtfotografie war Lebeck aber vor allem ein Fotograf, der seinen neugierigen Blick auf Geschehnisse im Alltag der Menschen richtete – egal, ob im „verborgenen“ Land Russland, mit seiner 1983 auf 12 Doppelseiten im „Stern“ veröffentlichten Serie „Deutschland im März“, in Spanien, Italien oder Japan. Historisch sind auch seine im Bruchteil von Sekunden aufgenommenen Bilder am 29.Juni 1960 in Léopoldsville, dem heutigen Kinshasa: Der belgische König entlässt den Kongo in die Unabhängigkeit.
Ein elegant gekleideter Schwarzer stibitzt des Königs Degen von der Rückbank einer Limousine. Bilder, die den Freiheitsdrang des kongolesischen Volks nicht besser hätten festhalten können. Der eher als Streich gedachte vermeintliche Diebstahl führte allerdings zur Verhaftung des Mannes und Lebecks Spurensuche nach diesem Mann Jahrzehnte später führte zu keinem Erfolg. Das Schicksal des jungen Schwarzen dürfte kein gutes Ende gefunden haben, mutmaßt auch Nina Mika-Helfmeier. \
bis 13.9.
Robert Lebeck (1929–2014):
„Porträts von Menschen und Ländern“
KuK, Monschau
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