Der Raum für Kunst schließt mit der Jubiläumsschau „Throwback“ nach 25 Jahren an seinem Standort im Obergeschoss der Elisengalerie und kehrt im Sommer an neuer Wirkungsstätte zurück. Das ist nur einen Katzensprung entfernt, wird aber laut Aussage der künstlerischen Leiterin Helga Scholl, eine ganz neue Ära einläuten: Am Friedrich-Wilhelm-Platz 1-4 wird aktuell ein ebenfalls zur Sparkasse gehörender zweigeschossiger Raum für die Belange des Raum für Kunst umgebaut. So wird zum Beispiel eine Treppe verlegt, damit mehr Wandfläche zur Verfügung steht. Bei der Eröffnung der Jubiläumsschau „Throwback“ mit Werken von 25 Künstlerinnen und Künstlern, platzte der langegezogene Raum mit mehr als 300 Gästen aus allen Nähten. Kein Wunder, denn im letzten Vierteljahrhundert hat die Institution insgesamt 107 Kunstschaffende aus Aachen und der Euregio ausgestellt und damit ein beachtliches Netzwerk geschaffen. „Der regionale Bezug war von Anfang an wichtig und die Förderung von Künstlerinnen und Künstlern gehört eindeutig zum Auftrag der Sparkasse Aachen als Trägerin des Raum für Kunst.“, sagt Helga Scholl, die seit rund zehn Jahren für den Kunstraum zuständig ist. „Das Konzept, als reiner Kunstraum, ohne wirtschaftlichen Zwang wie in einer Galerie und im Gegensatz zu einem Museum auch ohne eigene Sammlung, zu fingieren, ist ziemlich einzigartig – und bietet dementsprechend auch viele Freiheiten“, sagt die Kunsthistorikerin, die 2014 Sabine Bücher im Amt nachfolgte, die bis 2013 rund 70 Ausstellungen kuratierte. Den Anfang machte 1998 eine Ausstellung von Wolfgang Kupczyk, dessen 2024 entstandenes Diptychon „Gold. Orange/Fleur_S (y)“ am Eingang des Kunstraums zur aktuellen Ausstellung begrüßt. Die Ausstellungsliste liest sich wie ein „Who is who“ der lokalen Kunstszene, darunter Andreas Magdanz, Markus Baldegger, Joost Meyer, Birgit König, Petra Herzog, Gerlinde Zantis und Vera Sous, um nur einige zu nennen. „Mir ist die Ausstellung von Johanna Roderburg noch gut im Gedächtnis, da sie 2016 die Elisengalerie malerisch eingebunden hat, von einer Spiegelung an einer Lampe des Grenzlandtheaters bis zu einem zerknüllten Lottoschein aus dem Kiosk, sagt Scholl. Mit je vier Ausstellungen samt eigenem Katalog pro Jahr kann man im Raum für Kunst auf ein beachtliches Programm zurückblicken. Dazu kommen weitere Aktionen wie das Live-Painting von Maren Hoch während der Kunstroute oder gebuchte Führungen von Schulklassen oder Gruppen wie dem Lions Club. Für den neuen Standort feilt Helga Scholl schon an neuen Formaten, die Shortlist sei auf jeden Fall gut gefüllt. Außerdem habe sie eine Longlist im Kopf, bei der nicht nur dem Förderauftrag der Sparkasse entsprechend junge Künstlerinnen und Künstler berücksichtigt werden, sondern auch Kunstschaffende, die schon länger im Geschäft sind und die Kunstszene Aachens und des Dreiländerecks mitgeprägt haben. „Keine Sorge, mir gehen die guten Künstlerinnen und Künstler nicht aus“, sagt sie und lacht. „Einige schätzen ja durchaus die Atmosphäre eines Rohbaus und fragen jetzt schon nach Ausstellungsmöglichkeiten, aber leider können wir aus Versicherungsgründen die Baustelle noch nicht nutzen. Das heißt, es gibt ab Mitte April eine Pause und dann geht es mit frischem Elan und neuem Raumkonzept weiter.“ Der bisherige Raum war Fluch und Segen zugleich, viel Fensterfläche bedeutet einerseits viel Licht, andererseits aber auch weniger Wandfläche oder gar Verdunklungsmöglichkeiten, wie sie zum Beispiel die Laserinstallationen von Rainer Plum Ende 2023 erforderten. „Die Lage in der Einkaufspassage und der Grundriss sind schon sehr speziell. Manchmal erinnerte mich der Raum an ein Raumschiff, das inmitten dieses 90er-Jahre-Architekturgetöses in den Himmel abheben will“, erklärt Helga Scholl und blickt auf die große Glaskuppel in der Mitte der Elisengalerie. Problematisch sei die Lage eigentlich nur zur Karnevalszeit, scherzt sie, denn dann sei man wirklich mittendrin und könne dem rheinischen Frohsinn nicht entfliehen. Im neuen Raum für Kunst soll es lebhaft zugehen, er soll kein Elfenbeinturm für Gegenwartskunst sein: Diskussionsabende, Lesungen oder Symposien sind angedacht. Helga Scholl findet auch die Idee eines Dialogs interessant, bei der unterschiedliche Generationen zusammengebracht werden. „Der Raum für Kunst war immer schon ein offener Raum für Begegnungen. Am neuen Standort liegen wir noch exponierter, nicht so ‚abgehoben‘, dementsprechend möchten wir auch kommunizieren, dass man einfach auf einen Kaffee vorbeikommen und sich umschauen kann.“ (Belinda Petri) bis 13.4. „Throwback“ Raum für Kunst raum_kunst.de Die Elisengalerie liegt im 1998 eröffneten Büro- und Geschäftshaus Friedrich-Wilhelm-Platz 5. Das postmoderne Gebäude wurde von dem Architekten Joachim Schwarze entworfen und beherbergt aktuell 26 Geschäfte, Gastronomien und Institutionen, darunter das Grenzlandtheater und ein Fitnessstudio.
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