Klaus Grünke malt Metzgerware, Henry Rosenthal Landschaften. Scheinbar. Zumindest nutzen sie die Gegenständlichkeit als Anlass für angewendete Farbe. Nicht einmal der korrekt belichtete Oberflächenreiz und die Materialität der Vorlagen wird bedient, sondern mehr Flächigkeit und Binnenlinearität der Farbe, die aber ihrerseits fremdfarbig bleibt und sich realistischen Gegebenheiten entzieht und eigenständig hinzuerfunden wird.
In Henry Rosenthals Landschaften wallt atmosphärisches Geschehen, man könnte sie für impressionistische Romantizismen halten, aber es fremdelt die Farbe und der stiebend unscharfe Luftraum und lässt sich kaum mit einer natürlichen Empfindung vereinbaren.
Tosende Farbgespinste
Grünkes Koteletts und Bauchspeckstücke werden nachträglich in Farbflächenräumen ohne Tiefe isoliert, die entfernt an Francis Bacon erinnern, nur geht es hier weder um existentialistisches Zerfleischen, noch um sinnliche Pastosmalerei und Dingsaftigkeit à la Dieter Krieg, der ein Spiegelei auf neun Meter Breite malen konnte, sondern um eine Art Verflächigung.
Diese aus der Abstraktion kommende Gegenstandswahrnehmung, die deren Farbangebot als Gestaltungskeim für Dimensionsspiele und Farbkompositionen nutzt, erfindet als prätentiöse Banalitäten erfahrbare Gegenstandswelten ohne Sinnanspruch, aber mit Vereinfachungsstrategie. Rosenthal erfindet weniger nüchterne, eher anmutige, landschaftsadäquate Stimmungsszenarien mit tosenderen Farbgespinsten. /// dito
Bis 11.11.
Henry Rosenthal, Klaus Grünke – Malerei
Atelierhaus Aachen
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