Der Maler, Zeichner, Autor, Performer und Theatermacher Jan Fabre zählt zu den bekanntesten belgischen Zeitgenossen, die sich mit der spartenübergreifenden Entwicklung von Bildwelten befassen. Eine Oper zur Documenta IX (1992) oder eine Totenmesse für die Salzburger Festspiele (2007) und mehrfache Teilnahme an der Biennale in Venedig belegen seinen internationalen Ruf. Bis zur physischen Erschöpfung getriebener Schmerz als körperliche Grenzerfahrung verdeutlicht in seinen Tanz- und Opernprojekten die Verletzlichkeit des Menschen und seine Verwandlung durch den Tod.
Als Sohn eines Biologen und städtischen Gärtners hat er früh Zugang zur Formwelt der Insekten gefunden, denen er jenseits der üblichen Ängste und Ekelphantasien glamourösen Reiz und juwelierhaften Präziosencharakter abgewinnt. 2002 versah er entsprechend die Decke des Spiegelsaals im Königlichen Palast in Brüssel mit zwei Milllionen schimmernden Käferflügeln, die er über zwei Jahre in Küchen in Indonesien und dem Kongo sammeln ließ, wo sie als Nahrungsabfall anfallen, wie bei uns Muschelschalen. Als Zeichen der Vergänglichkeit und Verteidigungsbereitschaft gewinnen diese bizarren Wesen, die seit dem altägyptischen Totenkult für einen wohligen Schauer und hoheitlichen Achtungsabstand gut sind, in Fabres Werk zentrale Bedeutung. Die Ikob-Ausstellung thematisiert dies durch Kugelschreiber-Zeichnungen, die in Serien vielfältige Aspekte der Insekten-Ikonographie durchspielen. Dazu kommen Skulpturen, die Insekten stellvertretend als instrumentalisierte Dienstsklaven vorführen, ein Spinnenkopftheater, dass einen dauerbedrohlichen und systemkritischen Parcour von Räumen der Gewalt und Ablenkung beinhaltet sowie ein Feldzelt mit Insektenlabor, das der Künstler in seiner Jugend zu Forschungen im eigenen Garten benutzte. /// dito
bis 24.3.
Jan Fabre –
Insektenzeichnungen und Insektenskulpturen 1975-79
Ikob Museum für zeitgenössische Kunst Eupen
(Foto: Dirk Tölke/Jan Fabre)
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