Das geschieht ab dem 7. Dezember, wenn Kurator Michael Rief die Ausstellung „Bürgerliche Kunstkammern“ eröffnet.
Chinesische Wunderkugeln, ein Schneckenhaus aus der Südsee, verflixt komplizierte Türschlösser und der kostbare Lobkowitzsche Kaiserpokal – es ist schon eine höchst erstaunliche Sammlung, die Aachens Bürger seit dem späten 19. Jahrhundert zusammengetragen haben.
Sogar ein schmiedeeiserner spätgotischer Hundemaulkorb ist darunter. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht: Die wunderliche Zusammenstellung hat System. Viele Sammler des 19. Jahrhunderts wollten die Welt in ihrer Gesamtheit abbilden und sammelten daher Objekte aus allen Bereichen. Fundstücke aus der Natur standen gleichberechtigt neben artifiziellen Kunststücken, Fossilien neben griechischen Vasen, Originale neben Kopien.
Auf Vollständigkeit kam es an, nicht unbedingt auf Authentizität. Bisher sind diese Sammlerstücke tief im Keller des Suermondt-Ludwig-Museums verstaut und waren nur manchmal zu sehen, wenn nämlich Michael Rief zu einer seiner berühmten, aber viel zu seltenen Depotführungen einlud. Zeit, dass die interessantesten Kellerschätze gehoben werden. Am 7. Dezember wird die neue „Bürgerliche Kunstkammer“ im Suermondt-Ludwig-Museum eröffnet, die von da an ständig der Öffentlichkeit zugänglich sein wird.
Aus gutem Haus Michael Rief, Kustos der städtischen Sammlungen, ist seit Monaten damit beschäftigt, im ersten Stock des Suermondt-Ludwig-Museums seine „Bürgerliche Kunstkammer“ einzurichten. Vorbild sind die Kunst- und Wunderkammern von Herrschern, Fürsten und Gelehrten der Renaissance und der Barockzeit, in denen kostbare Kunstwerke, seltene Naturalien, wissenschaftliche Instrumente, Objekte aus fremden Ländern und wundersame Dinge präsentiert wurden.
Sie waren eine Demonstration der Macht und des Reichtums des Besitzers und spiegelten den aktuellen Wissensstand über die Welt und die Ordnung der Dinge wider – als Weltausstellung en miniature. Obligatorisch waren das präparierte Krokodil und der ausgestopfte Hai, die von der Decke hingen. In Aachens „Bürgerlicher Kunstkammer“ wird es beide geben. Dafür hat Michael Rief gesorgt.
Gemälde, Skulpturen, Kunsthandwerk Als 1877 alles begann, mit der Gründung eines Museumsvereins, war Aachen ein mondäner Kurort, an dem sich der Hochadel und Großindustrielle tummelten. So auch der Utrechter Bankier und Entrepreneur Barthold Suermondt, der dem Verein 104 hochkarätige Gemälde stiftete.
Sie bildeten den Grundstock der städtischen Sammlung, die im Laufe der Zeit vor allem durch weitere Stiftungen aus der Bürgerschaft anwuchs. Heute umfasst die städtische Sammlung etwa 2.500 Gemälde, 700 Skulpturen, 10.000 grafische Blätter und Fotografien und mehrere Tausend Objekte des Kunsthandwerks – eine Fülle, die das Suermondt-Ludwig-Museum zu einem der größten kommunalen Museen Deutschlands macht. \ ub
7. 12.
Eröffnung: „Wundern und staunen“ –
Die neue“„Bürgerliche Kunstkammer“, 18 Uhr, Suermondt-Ludwig-Museum
Hompage Suermondt-Ludwig-Museum
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