Viel Kultur, kleine Design- und Streetfoodstände, große Menschenmengen, gute Musik und die ein oder andere Überraschung. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause geht das beliebte Straßenfest „Lothringair“ in diesem Sommer endlich in die nächste Runde. Und das bereits zum siebten Mal. 2018 stand das Event, obwohl es so beliebt war, knapp vor dem Aus, bis der Musikbunker als Verein den Ehrenamtlern unter die Arme griff. Chris Kukulis vom MuBu war bereits damals dabei und erklärt uns, was das Fest zu einem besonderen macht und Aachen diese Art von Kulturevent braucht.
„Es ist echt schon ein großer Aufwand, das zu organisieren. Da gehen viele Arbeitsstunden für drauf und man darf nicht vergessen, dass die meisten das ehrenamtlich machen.“ Chris Kukulis gehört zu dem Team, das hinter den Kulissen die Fäden des „Lothringairs“ zieht. Seit der zweiten Ausgabe des Festes ist er fester Bestandteil dessen. Was zunächst mit musikalischen Beiträgen begann, ist mittlerweile in deutlich mehr organisatorischer Verantwortung gemündet. Die übernimmt Chris aber gerne, denn das „Lothringair“ liegt ihm sehr am Herzen: „Ich habe selbst lange Jahre in der Lothringer Straße gewohnt. Außerdem bildet das „Lothringair“ genau dieses Subkulturelle ab, was mir damals in Aachen gefehlt hat.“
Zwei Jahre in Folge musste das Fest aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen. Zwar gab es währenddessen digitale Streams – wirklich ersetzen konnten die das eigentliche Event aber nicht. Dass die Leute sich deswegen besonders darauf freuen, merkt man laut Kukulis an allen Ecken und Enden. „Die Leute, mit denen ich spreche, haben richtig Lust,“ erzählt er begeistert. Es habe darüber hinaus unheimlich viele Bewerbungen von Künstlerinnen, Künstlern und anderen Interessierten gegeben. „Das „Lothringair“ hat ein besonderes Flair, etwas ganz Intimes und Heimisches.“ Es sei daher kaum ein Wunder, dass die Leute jedes Jahr aufs Neue gerne wiederkämen.
Und genau deswegen gibt es in diesem Jahr diverse Highlights, die das „Lothringair“ zu einem ganz besonderen Erlebnis machen sollen. Auf vielen kleinen und einer großen Bühne wird ein Spektrum diverser Genres geboten: Musik, Tanz, Theater, Poetry-Slams. Aber auch
Streetart, Stände, Ausstellungen, Möglichkeiten zum Essen und zum Trinken sowie die ein oder andere Überraschung laden die Besucherinnen und Besucher ein. „Das Interdisziplinäre war von Anfang an im Fokus,“ so Kukulis
Mittlerweile sei das Fest deutlich gewachsen und auch internationale Künstlerinnen und Künstler würden die Bühnen beehren. Gerade die Mischung aus Lokalem und Internationalem mache das „Lothringair“ aus. Besonders schön sei dabei vor allem, dass jeder mitmachen kann. So haben die Organisatoren in diesem Jahr erstmalig einen Aufruf an alle Bewohnerinnen und Bewohner in der Lothringerstraße gemacht, dass diese sich an der Deko und Straßengestaltung beteiligen dürfen. „Es wäre cool, wenn gegenüberliegende Nachbarn Girlanden von einem Fenster zum anderen spannen können oder wenn jemand sein Sofa auf die Straße stellt,“ sagt Kukulis.
Dass das „Lothringair“ so groß auf die Beine gestellt werden kann, war aber nicht immer selbstverständlich. 2018 stand das beliebte Straßenfest kurz vor dem Aus. Gründerin Andrea Nickisch musste schweren Herzens einsehen, dass ein Fest in dieser Größenordnung mit einer kleinen Organisation kaum zu stemmen ist. Rettung nahte allerdings schnell durch Chris Kukulis, der den Musikbunker mit ins Spiel brachte, der mittlerweile die Durchführung des Festes übernommen hat. „ Sonst hat sich nicht viel verändert. Das Team ist im Großen und Ganzen gleich geblieben,“ erklärt Kukulis
Gleichzeitig erklärt er den immensen Aufwand, der hinter so einem Event steckt. Genehmigungen einholen und Baupläne erstellen sind dabei nur die Anfangspunkte auf einer ziemlich langen To-Do Liste. „Die ersten Vorbereitungen beginnen meist schon im Dezember des Vorjahres,“ erzählt Kukulis. Bedingt durch die unklare Pandemie-Lage habe man bei der siebten Ausgabe des Festes allerdings deutlich später mit der Planung begonnen: „So richtig Vollgas haben wir erst ab März gegeben. Aber unser Team ist gut eingespielt. Deswegen war das alles machbar“.
Im Vorfeld gibt es darüber hinaus Veranstaltungen wie die Soli-Party im Musikbunker, bei der Geld für das „Lothringair“ gesammelt wird. Und auch eine eigens dafür organisierte Crowdfunding-Kampagne wird jedes Jahr aufs Neue erfolgreich ins Leben gerufen. „Es ist viel Arbeit, das alles zu organisieren, aber in dem Moment, wo es stattfindet, lohnt es sich. Wenn man sieht, wie es aussieht und wenn man in 5.000 glückliche Gesichter sieht.“ Ein Highlight aus seiner Sicht ist der Auftritt der Tanzproduktion „Game Theory“ von Joshua Monten. Zwar hat Kulkulis das Stück bereits zuvor schon gesehen, auf einen so internationalen Act beim Lothringair freue er sich trotzdem noch einmal. Auch musikalisch sei das Angebot in diesem Jahr besonders gut. Acts wie die Kölner Funk-Band Keshavara treten auf, für Musik sorgen Live-Acts wie Her Tree oder DJ´s wie Lola Villa aus Kolumbien.. Generell sind in diesem Jahr besonders viele weibliche DJs mit am Start. Nicht zu vergessen seien aber auch die vielen kleinen Auftritte in den Hinterhöfen. „Das Highlight ist manchmal auch das Ganze an sich. Einfach mal durch die Straße schlendern, stehen bleiben, Streetart bewundern und beim Flohmarkt stöbern,“ findet Kukulis.
Wichtig sei, laut Kukulis, dass es am Ende ein schöner Tag für alle sei: „Es soll gezeigt werden, was Aachen zu bieten hat und dabei sollen möglichst alle abgebildet werden.“ Gerade aus dem Grund sei das Festival kostenlos: „Damit es für alle Gesellschaftsschichten zugänglich ist“. \ ⇥Von Alina Hasky
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