In meinem Leben tauchte Gabor im Team mit seiner damaligen Freundin und späteren Ehefrau Steffi Huwer auf. Beide gaben damals im Auftrag der Kinobetreiber Movie am Aachener Kaiserplatz und später des Diana-Kinos in Burtscheid das Filmmagazin „Movie“ heraus. Das war in den 80er Jahren – und das „Movie“-Magazin entwickelte sich schnell zu einem spartenübergreifenden Kulturblatt mit viel Platz für Gabors überbordende Talente, darunter: herausragende Comics zeichnen (unter anderem auch für den Klenkes) oder ironische Texte über das Geschehen in dieser kleinen Stadt schreiben, die immer eine Spur größer sein wollte, als ihr zustand. Aufs Korn nahm er daher gerne den Karneval samt Ordensverleihung, das CHIO, die Alemannia, den Karlspreis.
In ihrem individualistischen Haus in Eilendorf (selbst geplant von Steffi, die Architektur studiert hatte) kultivierte Gabor sein Kunst-Refugium, malte großformatige Bilder, drehte kleine Filme, war mit seinen Grafik- und Illustrationsprogrammen einer der kreativsten Menschen, die man sich an einem Apple-Computer weit und breit vorstellen konnte. Nebenbei war er auch noch in einer Band namens „Die Malangrés“ – in Anlehnung an den gleichnamigen berühmt-berüchtigten Aachener Oberbürgermeister. Für ihre alle Jubeljahre stattfindenden Performances lieferte Gabor Baksay den Unterbau am Schlagzeug, trug Verantwortung fürs Kunstkonzept sowie einen Teil der Nonsens-Texte.
Mit den Jahren – die Kinobetreiber hatten längst das Movie geschlossen, das Diana aufgegeben und dafür das Apollo (vormals: Atlantis) im Pontviertel etabliert – verlor das „Movie“ immer mehr seine ursprüngliche Bestimmung als Kinomagazin. Gabor Baksay war jetzt Herausgeber, Editor in Chief, Grafiker, Illustrator und Texter für ein Magazin, das Aachen ein bisschen den provinziellen Anstrich nahm. Viele Menschen aus der Aachener Kulturszene arbeiteten für und mit ihm, denn sein Interesse galt neben dem Film natürlich ebenso der Kunst, der Literatur und mit den Jahren zunehmend dann auch dem Theater, wo man ihn anlässlich neuer Produktionen des Theater Aachen oder des Theater K immer häufiger antraf.
Anfang 2017 übernahm Birgit Franchy vom Verlag um die Ecke das „Movie“. Gabor Baksay zog sich aus dem Magazin zurück, verlegte seine vielen Aktivitäten ins Netz und publizierte fortan auf Facebook. Hier feierte ihn das Who’s Who der freien Aachener Kulturszene für seine kleinen und großen Kunstwerke.
Völlig zurecht erhielt Gabor Baksay 2016 die „Presse-Ente“ für besondere journalistische Leistungen durch den Bezirksverein Aachener Presse im Deutschen Journalistenverband. Natürlich war er kein Journalist im herkömmlichen Sinne, aber er legte einfach mit wunderbarer Regelmäßigkeit den Finger in Aachens offene Wunden, wenn es um Kulturgeringschätzung, kleinliche Lokalpolitik, Investoren-Größenwahn oder triefendes Heimatgefühl ging.
Marktschreierische Werbung nahm er besonders gerne aufs Korn – hier lief er in seinen Kommentaren und Bildbearbeitungen zu Satire-Höchstform auf. 2020 kandidierte er bei der Kommunalwahl für die Unabhängige Wählergemeinschaft/UWG und steuerte auch ein Gabor-typisches Comic-Wahlplakat bei.
Einer seiner jüngsten Facebook-Einträge lautete: „Was sind das eigentlich für emotional pestkranke Westentaschensadist*innen, die in amtlichen Schreiben und anderswo ihre IBAN ohne Leerzeichen angeben?“ Worauf ihm prompt der geistesverwandte Aachener Lyriker/Autor Robert Sukrow (der „Suk“) antwortete: „Vermutlich Tal-IBAN.“
Sechs Tage vor seinem Tod traf ich ihn nach langer Zeit bei der Premierenfeier von „Shockheaded Peter“ im Theater Aachen. Wir sprachen über dies und das, seinen Hausverkauf in Eilendorf und Umzug in eine Wohnung in Aachen. Unfassbar traurig stimmt im Nachhinein sein lakonischer Kommentar, dass er nicht zu alt werden dürfe, da der Erlös aus dem Verkauf ihm die monatliche Rente finanziere …
Viele von uns werden ihn als geistreichen und multitalentierten Weggefährten und Freund schmerzlich vermissen.
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