Seit 29 Jahre gibt es das „Schrittmacher“-Festival in Aachen. Seit 14 Jahren findet es jährlich in der Fabrik Stahlbau Strang statt, seit 15 Jahren läuft die Kooperation mit dem Theater Heerlen und seit acht Jahren auch mit den Partnern in Belgien. Rick Takvorian, der das Festival in den 90er Jahren ins Leben rief, kreiert jedes Jahr aufs Neue mit seinem Team ein Tanzspektakel, das weit über die Grenzen Aachens ein breites Publikum anzieht.
Seit 1993 bist Du verantwortlich für das künstlerische Programm bei „Schrittmacher“, gibt es etwas, was Dich in diesem Jahr noch besonders begeistern kann?
An Begeisterung mangelt es nie. Künstlerisch sind wie in jedem Jahr viele hervorragende internationale Kompanien dabei. Aber wenn ich ein Highlight für 2024 hervorheben soll, dann ist das die Arbeit mit der chinesisch-amerikanischen Choreografin Yin Yue. Sie kommt mit ihrer YY Dance Company in die Fabrik. Und zum ersten Mal wird eine Inszenierung gezeigt, bei der das Publikum von beiden Seiten auf die Bühne blickt. Das ist dann wie in einer Arena. Für die Plätze werden übrigens jetzt erst die Karten verkauft.
Was glaubst Du, warum das „Schrittmacher“-Festival seit so langer Zeit besteht?
Das müssen eigentlich die Zuschauer beantworten. Ich kann nur hoffen, dass die Aachener das Festival als ihr eigenes ansehen. Dass sie ihr Interesse an die nächsten Generationen weitergeben, immer noch überrascht werden von dem, was geboten wird und weiterhin bereit sind, zeitgenössischen Tanz in ihrer Stadt und auch über die Grenzen heraus zu erleben.
Wie lief die Vorbereitung in diesem Jahr? Hat sich durch Corona etwas geändert?
Wir haben Corona besser als die meisten überlebt. Zwar gab es zuerst einen massiven Einschnitt und dann strenge Richtlinien für uns in der Organisation, aber seitens des Publikums ist die Nachfrage nicht eingebrochen. Und auch bei den Kompanien eilt „Schrittmacher“ seinem Ruf voraus. Wir haben unzählige Anfragen und ein gutes Netzwerk. Dennoch muss man immer wieder auf die Suche gehen, um Neues zu entdecken. Das macht den Reiz aus.
Wenn es nochmal 1993 wäre, was würdest Du Deinem jüngeren Ich in Sachen „Schrittmacher“ raten?
Oh, gute Frage. Ich kam damals aus London nach Aachen und sollte im LuFo ein Pendant zur bildenden Kunst schaffen. Hätte ich einen Masterplan gehabt – und ich bin wirklich niemand, der Pläne macht und sie dann auch bis ins Letzte befolgt – wäre wahrscheinlich alles anders gelaufen. Aber so, wie wir das Festival angegangen sind, immer mehr wollten, immer groß geplant haben, ist es geworden, was es ist. Und ich denke, so ist es genau richtig. Ich würde also nichts anders machen. Und meinem jüngeren Ich nichts raten oder verraten.
Und Dein zukünftiges Ich? Wie lange macht es das Festival noch?
Ich bin ja eigentlich bereits seit ein paar Jahren in Rente. Als damals die Anfrage kam, die Organisation weiterhin zu machen, wollte ich das zuerst nicht. Ich wollte nicht der sein, der nicht loslassen kann. Damals haben alle gesagt: So ist das doch nicht, mach weiter. Aber jetzt weiß ich, dass bald Schluss sein muss. Das 30. Festival mach ich noch und dann muss es ohne mich weitergehen. Das heißt aber nicht, dass ich nicht vielleicht beratend zur Seite stehe oder neue Projekte angehe. Ich bin weder wehleidig noch müde. kw
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