Nun also „Popular Problems“, quasi die Fortsetzung von „Old Ideas“ von 2012. Mit sonorer Sprech- und Singstimme – ja, der Kanadier singt hier sogar gelegentlich – reflektiert er mit intelligenter und wortgewandter Lyrik allgemein gültige und persönliche Probleme, erklärt, dass er es schon immer gerne langsam anging, erzählt, dass sich die Katastrophen der Welt fast wie der Blues anfühlen, blickt auf den Zustand der USA, stellt die Frage „Did I Ever Love You?“, um im nächsten Stück nachzulegen: „It wasn’t hard to love you“.
Wie in der Vergangenheit, muss man nicht den Sinn jeder Textzeile verstehen. Aber wenn man sich auf die entspannte und gleichzeitig hellwache Atmosphäre einlässt, die, wenn es um Leonard Cohen und die Frauen geht, auch nostalgisch und sinnlich ist, ist man ganz nah dran an diesem unvergleichlichen Poeten, der seine Gedanken zu einem vielfältigen, zwischen alt und modern pendelnden Sound aus dunklen hypnotischen New Orleans-Groove, Conga-Beats, jazzaffinen Pianofiguren, beinahe klassischem R&B, flottem Country-Pop, Folk und sogar einer entschleunigten 70er-Disco-Nummer mit arabischem Vokalsample ausbreitet.
Diese Musik hat mit zwei Ausnahmen wieder Multiinstrumentalist Patrick Leonard komponiert und mal im Alleingang, mal mit Band eingespielt. Er zeichnet auch für die meist akustischen Arrangements mit Vintage-Orgel, Piano, Gitarre, Geige, Bass, Drums, synthetischen Bläsern und die bei Cohen obligatorischen Frauenstimmen verantwortlich.
Einziger Wermutstropfen: Das einschläferndste Stück „Born In Chains“ hat Cohen allein zu verantworten. Doch das vergisst man schnell bei der stimmungsvollen Country-Hallelujah-Hymne „You Got Me Singing“, mit der Leonard Cohen sein feines Geburtstagsalbum ausklingen lässt.
Und jetzt geht er bestimmt bald wieder auf Tour – immer weiter bis zum 90. \ Volkard Steinbach
(Sony)
WEITEREMPFEHLEN