Eva Birkenstock, Direktorin des Ludwig Forum für Internationale Kunst, ist seit ihrem Amtseintritt im Oktober 2021 unter anderem damit beschäftigt, das Museum zu öffnen. Nicht nur sprichwörtlich als Forum, mit Veranstaltungen oder mit neuen Ausstellungen, sondern wörtlich. Sie verändert die Architektur der alten Fabrikhalle, in der das LuFo beheimatet ist. Sie versetzt Wände, öffnet Fenster, schafft eine Symbiose mit der Außenwelt. Sichtbar wird dies vor allem mit und in der Neugestaltung des Lichtraums. Für diese Neukonzeption holte sie die Künstlerin Ulrike Müller, die seit 20 Jahren in New York lebt, nach Aachen. Mit zwei riesigen Wandbildern im Lichthof, die dort zwei Jahre bleiben werden, und einer begleitenden sechsmonatigen Ausstellung in drei Räumen, schafft die Künstlerin Einblicke in ihre Arbeit mit Formen und Materialien auf der einen Seite und eine Symbiose mit Artefakten aus der Sammlung Ludwig auf der anderen. Das ein oder andere Stück aus der Sammlung – immer mit Referenz zu den Werken Müllers – und ehemaligen Ausstellungen wird man wiedererkennen, wenn man sich auf Entdeckungsreise durch „Monument to My Paper Body“ macht. Da hängen Fotografien von Klaus Paiers Wandbildern, die Videoinstallation „Projection X“ von Imi Knoebel, Collagrafien von Belkis Ayon oder auch die Skulptur aus der Serie Baukasten von Bertram Jesdinsky aus Pappe und Harz.
Aber aufgepasst: In dieser Ausstellung geht es nicht nur um das fertige (Wand-)Bild. Es geht um den Weg. Angefangen mit Kleinstcollagen, bei denen aus Knicken und Rissen, Rundungen und Linien erste Werke entstehen. Müller beschreibt die Schritte wie folgt: „Ich wollte als Erstes meine Instrumente auslegen, eine Bestandsaufnahme machen und dann die kleinen verletzlichen Werke aus einem fragilen Material Papier groß und stabil machen.“ Monumental eben.
Schon mit dem Titel der Ausstellung „Monument to My Paper Body“ liefert die Künstlerin somit mehrere Lesarten. Sie gibt dem Papier zum einen eine zentrale Stellung, arbeitet aber danach noch mit Webkunst und Emaille-Arbeiten weiter. Und auf der anderen Seite unterwandert sie den Monument-Begriff mit einem so leichten Material wie dem Papierkörper.
Eindrucksvoll farbenstark, in ihrer Variabilität vielfältig und gleichzeitig doch auch grafisch-clean sind ihre Arbeiten, stechen in den Räumen durch ihre unverkennbare Art heraus, bilden aber keinen Kontrast zu den restlichen Arbeiten, sind vielmehr ihr Weiterdenken, ihr Ursprung oder Denkanstoß.
Ulrike Müller, 1971 in Österreich geboren, arbeitet generell mit malerischen Mitteln, nutzt neben Leinwand und Papier ungewöhnliche Medien wie Emaille und gewebte Teppiche. Auch aus diesen schafft sie Wandbilder und arbeitet mit der Architektur des Ausstellungsraums. Obwohl ihr Werk stark abstrakt wirkt, erkennt man in den einfachen Formen Vertrautes und Bekanntes. (Kira Wirtz)
bis 9.6.
„Monument to My Paper Body“
Ludwig Forum für internationale Kunst
Monument to My Paper Body: Künstlerinnen-Vortrag von Ulrike Müller
Begrüßung Eva Birkenstock
So, 28.04.2024, 12 Uhr
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