In unserer Reihe FamilienBande besucht Klenkes-Autorin Anja Nolte Aachener Familienunternehmen und lässt sich ihre Geschichten erzählen – von Erfolgen, Niederlagen, geheimen Wünschen und ihrem Stellenwert in der Stadt.
„Schon mein Großvater Fritz stammte aus einer Metzgermeister-Familie, die sich drei Generationen zurückverfolgen lässt. Nach dem Krieg musste der Betrieb in Radefeld bei Leipzig aufgegeben werden, der Neustart erfolgte dann in Aachen an der Sandkaulstraße durch die Übernahme der Metzgerei Hungs. Noch heute ist dort unser Stammhaus und die Produktion.
Mein Großvater ist 1976 viel zu früh verstorben, also musste meine Großmutter – sie war gelernte Fleischerfachfrau – den Betrieb acht Jahre lang alleine weiterführen. Mein Vater Ralf war ja erst zwölf Jahre alt. Nach der Ausbildung und der Meisterprüfung im Jahr 1980 stieg er fest ins Geschäft ein und übernahm den Betrieb zusammen mit meiner Mutter Brigitte.
Mein Vater und ich sind in der Produktion zuhause, wir arbeiten gerne mit unseren Händen. Zwischenzeitlich, für etwa zehn Jahre, hatten wir mal drei zusätz-liche Filialen – an der Pontstraße, im Ostviertel und in Burtscheid. Aber da ist man zu sehr Kaufmann und das familiäre Gefühl im Team geht verloren. Seit 2001 haben wir nur noch eine Filiale, mitten in der City, an der Kleinmarschierstraße. Das ist unser stärkstes -Geschäft.
Insgesamt ist das Metzger-Handwerk aber ein sehr schwieriges Geschäft geworden. Als mein Vater den Betrieb Anfang der 80er Jahre übernahm, gab es im Raum Aachen noch 148 Metzgereien. Heute gibt es in der Stadt nur noch 13. Wir haben auch Schwierigkeiten, passende Azubis zu finden, das wird das nächste große Abenteuer. Mit der Umstellung auf Bio im Jahr 2001 haben wir unsere Nische gefunden – und unseren Seelenfrieden.
Ich war immer schon, von klein auf, bei allem mit dabei: Mein Vater hat mich zu den Höfen mitgenommen, ich bin durch die Ställe gerannt, habe beim Verpacken geholfen und – sobald ich ein Messer halten konnte – bei der Verarbeitung von Fleisch. Für mich war das ganz normal, meine Eltern haben ja beide den ganzen Tag in der Metzgerei gearbeitet, auch sonntags: Eine Zeit lang haben wir nebenbei einen Partyservice betrieben. Freizeit, Urlaub – so etwas gab es quasi nicht.
Wir sind stolz darauf, dass wir damals einen richtigen Cut gemacht haben: Wir hatten drei Wochen lang geschlossen und haben mit 100 Prozent Bio wieder eröffnet. Entweder, oder – ein bisschen Bio geht nicht.“ \
Erste Aachener Bio-Fleischerei Stöbe
Sandkaulstraße 60
Mo-Fr 8.30-18 Uhr
Sa 8.30-14 Uhr
Kleinmarschierstraße 11-15
Mo-Fr 8.30-18.30 Uhr
Sa 8.30-16 Uhr
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