Von Sebastian Dreher
Angeordnet wie Finger plätschern sechs Flüsschen vom Aachener Süden kommend Richtung Zentrum. Gemeint sind Johannis-, Kannegießer-, Pau-, Gold-, Gilles- und Beverbach. Obwohl oft gehört, können wahrscheinlich die wenigsten Aachener auf Anhieb sagen, wo diese Wasserläufe genau entlangfließen – denn im Stadtgebiet verlaufen sie alle unterirdisch.
„Der Gillesbach verschwindet am ehemaligen Moltkebahnhof“, erklärt Elmar Wiezorek, Leiter des Fachbereichs Umwelt bei der Stadt Aachen. „Der Johannisbach ungefähr an der Schanz.“ Und noch etwas haben alle diese Flüsschen gemeinsam: sie enden alle am Europaplatz und vereinen sich mit der Wurm.
Schwerpunkt Wasser
Wie schon im letzten Masterplan Aachen*2030-Kapitel (siehe Klenkes Juni 2013) erwähnt, ist das Thema Wasser in großem Maße mit Aachens Stadtgeschichte verwoben. Ein Schwerpunkt für die zukünftige Planung liegt deswegen darauf, möglichst viele der in den Untergrund verlegten Gewässer wieder sicht- und erlebbar zu machen und die Bachtäler vor Bebauung zu schützen. Denn diese Grünstreifen sind auch für das städtische Klima relevant.
„Im Sommer heizen sich die bebauten Asphalt- und Betonflächen der Innenstadt stark auf“, sagt Wiezorek. „Entlang der Bachtäler, in denen oftmals Wiesen, Wälder oder Kleingartensiedlungen angesiedelt sind, kann Kaltluft entstehen.“ Diese frische Brise ergießt sich nachts wie ein zähflüssiger Brei über die Stadt und sorgt für Abkühlung. Denn laut Wiezorek ist eins sicher: Als Folge des Klimawandels müssen wir uns auf regenreichere Winter und heißere Sommer einstellen.
„Es ist für das zukünftige Stadtklima sehr wichtig, dass die bestehenden Grünflächen unbebaut bleiben.“ Darüber hinaus fungieren die „grünen Finger“ auch als Naherholungsgebiete. „Bachta?ler und Waldbereiche stellen die Verknüpfung der städtischen Grün- und Freiräume mit den Natur- und Kulturlandschaften des Umlandes und der Region her“, heißt es im Masterplan. Als Beispiele von „blauer“ und „grüner“ Vernetzung werden Kalkofen, Eilendorf und die Höhenpromenade Laurensberg-Lousberg genannt.
Bei der anstehenden Neuaufstellung des Flächennutzungsplans spielen auch die bisher noch vorhandenen Friedhofsreserven eine Rolle. Wir werden in Zukunft diese Reserveflächen nicht mehr in neue Friedhöfe umwandeln müssen“, sagt Wiezorek. Und auch bestehende Anlagen, etwa in Brand und auf der Hüls, müssten nicht erweitert werden.
Wunschtraum See
Als letzte Aufgabe nennt der Masterplan einen Ideen-Wettbewerb mit dem Titel „Ein See für Aachen“. „Ein See ist nun mal das, was Aachen in den Augen Vieler fehlt“, so Wiezorek. Auch wenn dieser Wunschtraum durch Rückstauung theoretisch zu realisieren wäre, wäre die Umsetzung doch sehr schwierig und würde mit unterschiedlichen Interessen kollidieren.
Und wo könnte der See entstehen? „Na ja, Wasser fließt immer an die tiefste Stelle – das wäre die Soers“, flachst Wiezorek. „Doch die Pferde haben keine Schwimmflossen und die Justizvollzugsanstalt ist keine Wasserburg.“ ///
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