Du bist gerade aus dem französischen Pau zurückgekehrt – es gab eine Konzerteinladung des Heinrich-Mann-Instituts anlässlich des Mauerfalls vor 25 Jahren …
Das war ganz kurios: Meine Band und ich stammen zwar aus Berlin, fragten uns jedoch, was wir vor dem größtenteils französischem Publikum spielen könnten. Per Anmoderation habe ich dann meine Texte ein wenig übersetzt und umschrieben – das hat wunderbar funktioniert und war wirklich charmant. Die Energie der Band kam so sehr gut rüber.
Mit den 17 Hippies reist Du ja ohnehin viel – hat man wirklich die Chance, Land und Leute kennenzulernen, oder bedeutet Tour größtenteils Arbeit?
Das ist natürlich kein Urlaub, in dem man sich einfach treiben lassen kann. Man lernt aber viele Leute kennen, wird ja eingeladen und fühlt sich willkommen – ob nun in China, Australien oder Spanien, wo wir oft mit den 17 Hippies auftreten. In Pau war das jetzt noch etwas intensiver, da wir nach dem Konzert mit dem Publikum viel zum Thema „Mauerfall“ diskutiert haben.
Dennoch singst Du auf Deiner aktuellen Platte „Bist zu lange rumgefahren, hast zu wenig Halt gemacht“. Ab wann stellt sich dieser (titelgebende) „Tourkoller“ denn ein?
Das Stück „Tourkoller“ habe ich im Jahr 2009 geschrieben: Mit den 17 Hippies hatten wir bereits 120 Konzerte gespielt; hinzu kamen die eigenen Auftritte sowie die Arbeit mit der Krautrock-Band Agitation Free. Man verbrachte viel Zeit auf Flughäfen, reiste von A nach B und schleppte Koffer und Gitarren umher. Der Musikteil besteht da vielleicht aus fünf Prozent – Proben und Konzert. Natürlich macht das Musikerleben aber dennoch großen Spaß; ich hätte meine Platte auch „Toureuphorie“ nennen können.
Mit Agitation Free hast Du Experimentelles kreiert; solo sind es hingegen eher eingängige Dreiminutenstücke. Gibt es überhaupt eine musikalische Heimat?
Ich bin da in meiner Karriere schon immer mehrgleisig gefahren. Mit Krautrock fing es in den 60er Jahren an: Wir haben neue Sounds, neue Klänge gesucht – deutsche Sprache war aufgrund des Schlagers verpönt. Nebenbei habe ich aber auch immer schon Songs geschrieben; damit ging ich aber erst in den 80er Jahren raus. Das Nach-den-Hits-schielen der Neuen Deutschen Welle war allerdings nie mein Ding.
Wie gingst und gehst Du denn dann beim Texten und Songschreiben vor?
Ich komponiere und schreibe nur, wenn mich tatsächlich ein bestimmtes Thema beschäftigt und ein Anreiz da ist. Der Titel „Stiller Schmerz“ entstand also etwa nach Beendigung einer Liebesbeziehung; „Verliebt in Du“ hingegen aus dem gegenteiligen Gefühl. Mit dem „Du“ wollte ich einen kleinen Bruch einbauen und so die Ansprache noch direkter gestalten – ein kleiner Radiohit übrigens.
Deine Biografie heißt „Und ich folge meiner Spur“ – welcher Spur folgst Du beim Konzert im Alsdorfer Energeticon?
Meine Bandmitglieder harmonisieren einfach wunderbar miteinander und sind natürlich durch die 17 Hippies mitgeprägt. Letztlich möchte ich Geschichten erzählen; auf meinen Reisen ist ja genügend Material zusammengekommen. Es gibt einen thematisch breit gefächerter Abend mit viel Spielfreude, Spontanität und einer guten Portion Berliner Schnauze.\
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