Mitten im Gillesbachtal liegt das fast 500 Jahre alte Gut Branderhof. Erst ein Bauernhof, standen später dort Pferde, im Reiterstübchen traf man sich nach Ausritten oder der Stallpflege. Doch dann zog der Reiterhof 2013 um und die ehemaligen Stallanlagen, samt Gutshaus, der Gaststätte „Vetternwirtschaft“, Schweinestall und Gewölbekeller standen leer und verwahrlosten. Wände wurden angesprüht, Balken verbogen, das Gelände war einfach nicht mehr sicher. Eine Schande, fanden einige Anwohner, die den einst belebten Ort immer weiter verkommen sahen. Es war einfach ein trauriger Anblick, der sich einem im Vorbeifahren bot“, erinnert sich Ingeborg Haffert, erste Vorsitzende des Vereins. „Das kann nicht sein, da muss es doch etwas geben, um den Ort wieder zu belebn, dachten wir uns und stellten einen Antrag an die Stadt.“ Lage und Anlage eignen sich einfach perfekt, um dort nachbarschaftliche Treffen und Kulturveranstaltungen abzuhalten. Also gründete man 2015 den Verein „Gut! Branderhof“ und belebt seitdem den Ort wieder. Workshops, Kochkurse, Filmabende. Mindestens einmal wöchentlich kommen hier Menschen aus der Nachbarschaft zusammen, kochen, spielen, malen in provisorischem Rahmen. Passten früher die öffentlichen Events noch auf einen kleinen Flyer, gibt es mittlerweile ein ganzes Heft mit geplanten Aktionen, die dankbar angenommen werden. Dennoch, das Instandhalten und vor allem das Betriebssichermachen der Anlage kostet Geld. 10 Prozent der nötigen Kosten muss der Verein bis Ende 2020 aufbringen, damit die Förderung des Land NRW und der Stadt Aachen greifen kann. Das sind insgesamt 240.000 Euro. Nicht wenig, weiß auch der Vorstand. Dennoch ist man schon für die kleinsten Geld- und Sachspenden dankbar.
Events und Aktionen laufen ehrenamtlich. Die große Küche beispielsweise wurde mit Spenden finanziert und in Eigenleistung aufgebaut. 400 Mitglieder zählt der Verein mittlerweile, etwa 50 Mitglieder sind durchgehend aktiv. Ständig ist man um Kooperationen bemüht, das Team sprüht vor Ideen, die noch verwirklicht werden können. So war der Hof Teil der Kunstroute, organisiert bereits zum dritten Mal einen eigenen kleinen Kunsthandwerker-Weihnachtsmarkt, veranstaltete letzten Monat erst ein schrecklich-schauriges Halloween-Spektakel für die Kinder der Nachbarschaft. Wichtig ist dem Team, dass die Einfachheit erhalten bleibt.
Sie haben also eine gute Idee, ein soziales Konzept, ein außergewöhnliches Hobby, das es wert ist, weitergetragen zu werden und von dem Sie überzeugt sind, aber noch nie öffentlichen Raum dafür gefunden? Dann würde ich an Ihrer Stelle mal im Café des Vereins vorbeigehen. Jedem anderen sei geraten, sich das Programm mal genauer anzusehen und vielleicht an der ein oder anderen Aktion teilzunehmen. Vielleicht schon beim Weihnachtsmarkt am ersten Advent im Dezember. Die Tür oder besser das Tor steht jedem offen. Und nicht vergessen, wenn dann noch etwas Geld fließt, steht einem urbanen Nachbarschaftprojekt, das Jung und Alt verbindet, die Anonymität der Stadt überwindet und ein altes Gebäude mit neuem Leben füllt, nichts mehr im Weg. \ kw
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