Ein langweiliger Narr
Oper von Giuseppe Verdi
Rigoletto — einer der Dauerbrenner an den Theatern rund um den Globus. Rigoletto ist Narr am dekadenten Hof des Herzogs von Mantua. Während der Herzog ihm freie Hand lässt, hassen ihn die Höflinge. Bei einem Fest erscheint Graf Monterone und verflucht Rigoletto, der sich über das Schicksal dessen Tochter — vom Herzog entehrt — lustig macht. Rigoletto hat selber eine Tochter namens Gilda, auf die der Herzog es abgesehen hat und von der die Höflinge annehmen, sie sei Rigolettos Geliebte. Sie planen Gildas Entführung, die sich bereits in den Herzog, der sich als Student ausgibt, verliebt hat. Gilda landet im Palast und beichtet schließlich ihrem wütenden Vater ihre Liebe zum Herzog. Rigoletto will den Herzog ermorden lassen, der seine Tochter verführt hat, doch Gilda opfert sich für ihn. Am Ende muss Rigoletto entdecken, dass seine eigene Tochter Ziel seines Rachedurstes geworden ist.
Es ist ein dramatischer Stoff, den Verdi mitreißend in Musik umgesetzt hat; wer kennt nicht die Stücke wie „La Donna è mobile“ oder „Questa o Quella“ des Herzogs. Doch leider gehen in Ewa Teilmans Inszenierung jede Dramatik und Spannung in einer Flut von leeren, altbacken anmutenden Gesten und lächerlich erscheinenden, überinszenierten Spielszenen unter. Die Regisseurin scheint weder im Guten noch im Schlechten — was immerhin noch vorzuziehen gewesen wäre — je den Begriff Regietheater vernommen zu haben. Statt dessen: verstaubtes Rampensingen und überkommene Gestik und Mimik. Von einer irgendwie gearteten Personenregie findet sich kaum eine Spur; so bleiben die Protagonisten meist sich selbst überlassen und chargieren in Gähnen erzeugenden oder unglaubwürdigen Possen. Wenn Rigoletto zum Beispiel seine Tochter trösten will, um nur mal eine Szene zu erwähnen, dann sind nicht weniger als drei Meter Abstand zwischen den beiden und ein Blickkontakt findet auch nicht statt. Und auch der ach so dekadente Hof des Herzogs mit leicht bekleideten Damen, obszönen Gesten und gar einer Art Drag Queen hinterlässt nichts als gelangweiltes Schulterzucken; dennoch geht ein Lob an die Statisterie, die das, was ihr zugemutet wurde, nonchalant erledigte. Das einzig Spannende waren wohl die Kulissen (Bühnenbild: Elisabeth Pedross), bei denen man ständig das Gefühl hatte, dass diese Pappmaché-Gebilde jeden Augenblick auseinander fallen würden oder den armen Rigoletto beim Herumklettern unter sich begraben könnten.
Auch musikalisch lagen einige Schatten auf der Inszenierung. Das Sinfonieorchester unter Marcus R. Bosch lieferte leider nicht die inzwischen gewohnte, gute Leistung ab. Die Ouvertüre ließ mehr als zu Wünschen übrig, und häufig hatten die SängerInnen Mühe, mit dem Tempo Schritt zu halten. Igor Morosow als Rigoletto war enttäuschend; er detonierte in einem fort — besonders schmerzhaft in den Duetten mit seiner Tochter Gilda — und sang undiszipliniert, ohne jede Technik in der Kopfstimme und mit einem heftigen, störenden Tremolo. Michaela Maria Mayer (Gilda) und Yikun Chung (Herzog) hingegen konnten überzeugen, auch wenn man sich bei dem strahlenden Tenor Chungs manchmal etwas mehr Differenziertheit gewünscht hätte. Zuletzt ein ganz dickes Lob an Pawel Lawreszuk als Sparafucile: Dieser bewies wieder einmal, dass er nicht nur ein sehr guter Sänger, sondern auch immer wieder überzeugender Darsteller ist.
Foto: Ludwig Koerfer
Termine:
1., 22. und 29.3., jeweils 19.30 Uhr, 7.3., 20 Uhr, 9. und 16.3., jeweils 18 Uhr
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