Von Kira Wirtz
Brokeback Mountain war ein vielfach prämiertes Filmwerk um zwei Cowboys, die im rauen Wyoming ihre Liebe zueinander entdecken. Jetzt machen Sie eine Oper daraus. Ist da die Anspannung größer als die Vorfreude?
Für mich macht es keinen riesengroßen Unterschied, ob es für ein Stück eine Filmvorlage gibt oder nicht. Wichtig ist die Konzentration auf das Thema. Und was gehört thematisch unabdingbarer zusammen als die große, zum Scheitern verurteilte Liebe und die Oper? Herzschmerz und Tragödie. Da liegt die Geschichte um den Brokeback Mountain ja quasi auf der Hand. Die ursprüngliche Erzählung ist von Annie Proulx. Es ist eine Geschichte um wahre Begebenheiten in ihrer Heimat Wyoming. Wir arbeiten hier also an einer ernsten, echten Liebesgeschichte. An einer Liebesgeschichte, die so ausweglos erscheint. So festgefahren. Sogar ich würde manchmal gerne rufen: „Jetzt macht schon, umarmt Euch!“
Haben Sie die Uraufführung der Oper Anfang 2014 in Madrid gesehen?
Ja, das habe ich. Aber vor über einem Jahr hatten wir die Partitur bereits auf dem Schreibtisch liegen und seitdem wussten wir, dass wir das Stück in Aachen zeigen wollen.
Schafzucht, Wyoming, Natur – Wie klingt das?
Der Komponist Charles Wuorinen geht in seiner Komposition von der Sprache, von den Dialogen aus. Die Oper ist im besten Sinne ein Konversationsstück. Die Sprache ist eine raue Umgangssprache, die Wuorinen ganz ungeschminkt in Musik umgesetzt hat. Dennoch bildet er in seiner Komposition die Natur nach: Man hört den Wind und das zerklüftete Gebirge. Dadurch erhält die Oper sehr stimmungsvolle Momente. Das Libretto von Annie Proulx umfasst einen Zeitraum von 20 Jahren. Von 1963-1983. Das sind 22 zum Teil äußerst rasante Szenen, fast clipartig aneinandergereiht.
Moderne Oper, klassisches Thema. Wie gehen Sie die Inszenierung an?
Natürlich lehnt sich die Inszenierung an die ursprüngliche Geschichte an. Es handelt sich um moderne amerikanische Musik. Die Inszenierung konzentriert sich voll und ganz auf die beiden Hauptfiguren und deren Gefühls- und Erlebniswelt und zeigt wie sie an den gesellschaftlichen Schranken und den eigenen Idealbildern scheitern. Die Geschichte ist allgemeingültig und die Thematik verliert nach wie vor keinesfalls an Brisanz.
Wie ist es für die Darsteller plötzlich ein gleichgeschlechtliches Liebespaar zu spielen?
Ich denke, am Anfang war es vielleicht befremdlich. Aber ganz ehrlich: Das ist der Job. Und ganz bestimmt hat der ein oder andere oder die ein oder andere auch schon mal mit einem anderen Darsteller etwas gespielt, was nicht mit der Privatperson übereinstimmt. Und wieso finden es eigentlich alle so befremdlich, dass sich zwei Männer lieben? Wir sind doch nicht in Wyoming 1963.\
WEITEREMPFEHLEN