Wie im Rausch rast Valérie Donzellis „Das Leben gehört uns“ am Anfang durch das Glück seiner beiden Figuren. Natürlich heißen sie Roméo (Jérémie Elkaïm) und Juliette (Valérie Donzellis). Den ersten Küssen im Club folgen im Nu die Hochzeit und schon bald die Geburt des Sohnes Adam. Roméo und Juliette sind ein junges, kraftvolles und gleichberechtigtes Paar und auch die Herausforderungen der Elternschaft können ihrem Glück nichts anhaben. Als die Kinderärztin eine leichte Asymmetrie in Adams Gesicht entdeckt, geht alles rasend schnell. Untersuchungen, CTs und die immer ernsteren Gesichter der Mediziner bestätigen das Unfassbare: Das zweijährige Kind hat einen Hirntumor. Aber Roméo und Juliette erklären der Krankheit den Krieg und setzen fortan alles daran, Adams Leben zu retten.
Es ist ein schwerer, kräftezehrender Weg und Donzellis Film zeigt, wie sich das Leben, die Liebe, der Umgang miteinander und die Haltung zur Welt auf den Krankenhausfluren grundlegend verändern. Dabei verweigert die Regisseurin sich vehement dem Melodram, weidet sich nie am Leid des Kindes, sondern entfacht ein cineastisches Feuerwerk aus Schmerz, Wut, Mut und unbändiger Lebensgier. Von dokumentarischen Aufnahmen bis zu Musicaleinlagen, vom Zeitraffer bis zum intimen Close-up, von Technoklängen bis zum Bach-Menuett verwendet der Film eine ungeheure Bandbreite an narrativen, visuellen und musikalischen Stilmitteln. In jeder Minute fühlt man sein wild pochendes Herz. Diese emotionale Nähe kommt nicht von ungefähr: Donzelli und ihr Co-Autor Jérémie Elkaïm erzählen und spielen hier ihre eigene Geschichte als junges Paar, das den Kampf gegen die Krebserkrankung des Sohnes aufgenommen und gewonnen hat. Authentizität ist kein Garant für die Qualität eines Filmes. Aber wenn wie hier das persönliche Erleben mit einem enormen kreativen Gestaltungsvermögen zusammentrifft, dann entsteht ein vitales Stück Kino, das mit seiner emotionalen Aufrichtigkeit und künstlerischen Kraft direkt ins Herz trifft. /// Martin Schwickert
„Das Leben gehört uns“
F 2011 // R: Valérie Donzelli
Start: 26.4.
Bewertung der redaktion
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