Das Grenzlandtheater zeigt nun eine Neuinterpretation des Musicals als märchenhafte Musikkomödie unterm Kinderbett.
Es ist die Geschichte über die drei lebenslustigen Freunde Willy, Kurt und Hans alias Martin Kiuntke, Alexander Soehnle und Werner Bauer, die sich als Pächter einer alten Tankstelle vor dem Bankrott retten wollen. Die Rechnung geht auf und das nicht nur auf finanzieller Ebene. Denn gleich jeder der drei lernt eine bildhübsche junge Frau kennen und lieben. Als sich herausstellt, dass es sich um ein und dieselbe Dame handelt, ist die Ernüchterung groß. Dabei hat Lilian im Grunde schon längst einen Favoriten.
Für Kenner der Liebeskomödie beginnt das innovativ inszenierte Stück befremdlich – unter einem Kinderbett. Doch kaum ist das Kind zu Bett, entledigen sich die Darsteller ihrer Puppen- und Spielsachenverkleidung, um sich in Kostümen im 40er Jahre Stil zu präsentieren.
Ulrich Wiggers Inszenierung basiert unverkennbar auf dem Filmklassiker mit Heinz Rühmann. Doch ist der Fokus ein anderer. Die zentrale Frage ist: Wo in der Welt kann man das Glück finden? Wigger hat das Stück von den wirtschaftlichen und nationalsozialistischen Problemen der 30er Jahre befreit.
Mit musikalischer Unterstützung von Heymanns Tochter Elisabeth schafft das Stück die Balance zwischen Kitsch, Romantik und Komik. Stimmlich bewegt sich die Vorstellung auf höchstem Niveau. Besonders Juliane Dreyer verleiht der Edith, der Geliebten von Lilians Vater, durch ihren Gesang die Bühnenpräsenz einer Femme fatale. Ihr gesangliches und schauspielerisches Können zeigt sich vor allem bei Hildegard Knefs Klassiker „Heut gefall ich mir“ – im einen Moment unnahbar, im nächsten schlüpft sie in die Rolle des kleinen verletzlichen Mädchens. Möglicherweise hätte der Gesang ohne Mikros noch besser gewirkt – das Grenzlandtheater ist eben keine Musicalbühne.
Die Kulisse ist schlicht, aber überzeugend: Gigantische Bauklötze als Requisiten, die Liveband sitzt im Spielzeugparkhaus und der Pfosten des Kinderbettes erinnert das ganze Stück über an den inhaltlichen Rahmen.
Vom Ohrwurm „Ein Freund, ein guter Freund“ bis zum anschaulichen Märchenkuss bieten Ensemble und Musiker eine Zwei-Stunden-Darbietung mit viel Herz und Komik.
Text: Sabine Hausmann
Foto: Kerstin Brandt-Heinrichs
bis 23.1.
„Die Drei von der Tankstelle“
20 Uhr, Grenzlandtheater Aachen
ab 24.1. externe Spielorte
WEITEREMPFEHLEN