Audrey Hepburn steigt in einem schwarzen Givenchy-Kleid aus einem New Yorker Taxi. Es ist sehr früh am Morgen, die Sonne gerade erst aufgegangen. Verträumt schaut sie in das Schaufenster des Edel-Juwelier „Tiffany“. Eine Szene, die Filmgeschichte schrieb und Audrey Hepburn zur Stil-Ikone machte. Mit eben dieser Szene beginnt auch das Stück. Audrey Hepburn in der Rolle der Holly Golightly wird zu Lara Beckmann in der Rolle der Holly Golightly. Soweit erstmal gleich.
Dann erweitert sich das Bühnenbild und man schaut der Theater-Holly direkt entgegen. Von der Tiffany-Seite des Fensters. Dass die Erzählung von Truman Capote in der Bühnenfassung eine andere als die Hollywood-Version sein wird, wird somit dann doch recht schnell klar. Als der Film „Breakfast at Tiffany‘s“ 1961 in die Kinos kam, war besonders einem das Ergebnis zuwider: Truman Capote. „Ich hätte kotzen können.“ Denn mehr als die Basis-Geschichte, hatten die Hollywood-Macher nicht übernommen. Die Vorlage wurde deutlich entschärft und verkitscht. Aus dem schwulen Schriftsteller kurzerhand eine Liebes-Affäre für das Lebemädchen Holly gemacht. Prostitution allenfalls unschuldig angedeutet.
Audrey Hepburn stellte Holly Golighty als feine, arglose, leicht kindliche Lady dar. In der Inszenierung am Theater Aachen (Regie: Jan Langenheim, Dramaturgie: Inge Zeppenfeld) stellt Lara Beckmann eine andere Version der Holly Golightly dar. Ein bisschen zu plump, ein bisschen zu ungrazil. Eine Frau mit viel Oberfläche und wenig Tiefgang. In wenigen Momenten wird das schlichte Mädchen sichtbar, das sich als Exzentrikerin in ihrem eigenen Freiheitsdrang verloren hat. Besonders wenn Holly/Lara auf der Bühne singt. Nicht etwa beim Klassiker „Moon River“, sondern „I don‘t wanna grow up“, im Original von Tom Waits (Musikauswahl wieder einmal fantastisch: Malcolm Kemp).
In Videoprojektionen wird die verletzliche Vielschichtigkeit des Charakters Holly Golightly beziehungsweise Lula Mea sichtbar (Bühne: Anja Jungheinrich, Jan Langenheim). Das Sinnbild einer jungen Großstädterin, die ihr Herz schützt. Die sich lieber von Männern aushalten lässt, statt ihr Leben in die Hand zu nehmen.
Die sich dabei selbst verliert. Das Ende des Stücks würde Truman Capote gefallen. Von Romantik und Happy End keine Spur. Nach zweistündiger Vorstellung aber auch ermüdend nüchtern. Warum muss eigentlich alles, alles so enden? \cr
3., 12., 18. + 26.5.
„Frühstück bei Tiffany“
20 Uhr, Kammer, Theater Aachen
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