Eine grelle Plane mit gelb-schwarzen Absperrband bedeckt die Bühne. Vielleicht eine Vorwarnung für das, was noch kommen mag? Bettie (Elke Borkenstein), Lore (Bettina Scheuritzel) und Mia (Petya Alabozova) könnten nicht unterschiedlicher sein. Bettie ist eine Heulsuse par excellence, Lore besitzt ein einmaliges Verhältnis zu ihrer Mutter und Mia ist ein knallharter Cowboy mit einem sentimentalen Pferd an ihrer Seite – es weint, wenn es glücklich ist. Ohne Berührungsängste setzen sich die drei Schauspielerinnen an die Seite des Publikums, sprechen es an und berichten ihm Persönliches… sehr Persönliches. „Mein Freund sagt, ich habe Fick-mich-Augen“, schießt Bettie einfach darauf los. „Warum schaut er mir in die Augen?“, fragt sie das Publikum anschließend und lässt ihren Blick durch die Menge schweifen. Der ein oder andere Theatergast zieht amüsiert die Augenbraue hoch. Auch Mia geht mit den Theatergästen auf Tuchfühlung, erzählt ihnen von ihrem weinenden Pferd, lehnt sich an einen Premierengast an und nimmt während sie erzählt ganz ungeniert die Bierflasche des Gastes an sich, um daraus zu trinken. Beim Zurückgeben schäumt das Gebräu über. Das Publikum lacht herzlich bei diesem Fauxpas. Bereits der Anfang des Stücks verspricht sehr gutes, unterhaltsames und vor allem witziges Theater. Selten treten einem bei einem Theaterstück so schnell die Lachtränen in die Augen.
Zum Inhalt
Am Anfang kennen sich die drei Frauen Bettie, Lore und Mia nicht, sie verbindet zunächst nichts. Doch dann die Bombenwarnung auf dem Flughafen. Ein allein stehender Koffer sorgt für Panik, und im besonderem Maß auf der Damentoilette. Die Frauen sind fest davon überzeugt: Ihr letztes Stündlein hat geschlagen. In ihren nebeneinanderstehenden Toilettenkabinen (eine praktische und flexible Konstruktion, die noch oft während des Stücks umgebaut werden soll) – sitzen sie da, voller Angst, sprechen miteinander, suchen die gegenseitige Nähe. Alle drei Schauspielerinnen vermitteln die durchlittene Angst ohne den Humor aus den Augen zu verlieren. Um im Moment der Todesangst nicht allein zu sein, schieben Lore und Mia ihre Hände unter den Spalt der Toilettenkabinenwand hindurch und halten ihre Hände fest. So gleich schaltet sich Bettie in der Kabine daneben ein. „Könnte ich vielleicht auch an die Hand?“, sagt sie ängstlich. Zusammen und Hände haltend überstehen die drei Frauen die Bombenwarnung. Nachdem am Ende doch nichts passiert ist, überkommt alle drei die Erleichterung und nicht nur das, sie wollen das Glücksgefühl, die Euphorie überlebt zu haben anderen Menschen weitergeben. Die drei neuen Freundinnen entwickeln eine Art Adventuregame, einen Terrorsimulator, der Menschen in ihrer Angst zeigt, was wirklich wichtig ist im Leben. Sie suchen sich immer neue Locations aus, um Terror zu simulieren – meistens ist es ein Club, der einem der Ex-Freunde von Bettie gehört – und ein Umdenken bei den Menschen zu bewegen.
Ihr Plan geht auf. Die Menschen fangen an ihr Leben zu genießen. Doch kann ein solches Vorgehen auf Dauer gut gehen? Um das herauszufinden, gibt es nur einen Weg: Ab ins Mörgens. Borkenstein, Scheuritzel und Alabozova stellen ein unschlagbares Frauentrio dar, das sein Publikum von der ersten Sekunde an mitreißt. \ vb
2., 10.+27.11.
„demut vor deinen taten baby“
20 Uhr, Mörgens
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