Von Kira Wirtz
„Ein Sommernachtstraum“ von Shakespeare gehört nicht ohne Grund zu den meistgespielten Stücken der Weltliteratur. Es ist eine märchenhafte Komödie um die Liebe mit all ihren Irrungen und Wirrungen, aber auch ein psychologisches Stück mit einem Tiefgang, der unsere Urängste triggert. In Aachen wollte man sich in der Spielzeit 20/21 dem Thema annähern. In den Rollen der vier Liebenden Demetrius, Lysander, Hermia und Helena: Alexander Wanat, Tommy Wiesner, Melina Pyschny und Tina Schorcht.
Mittlerweile läuft die Spielzeit 21/22. Die vier Liebenden sind die gleichen geblieben. Allerdings hatten sie eine lange Zeit zwischen ihrer letzten Probe im Dezember 2020 zu „Ein Sommernachtstraum“ und der Probenneuaufnahme Ende November 2021. Schuld war die Corona-Pandemie.
Im letzten Jahr liefen die Proben bereits in vollen Zügen, als alle zwölf Darsteller samt Regisseur Roland Hüve und Dramaturgin Inge Zeppenfeld in den Zwangsurlaub geschickt wurden. Seitdem ist das Theater wieder geöffnet worden und alle Mitwirkenden haben ihre Arbeit wieder aufgenommen, doch die Arbeiten zu „Ein Sommernachtstraum“ laufen erst jetzt – Ende November – wieder an.
Im Vorgespräch treffen wir die vier Darsteller Alex Wanat, Tommy Wiesner, Tina Schorcht und – live per Videocall zugeschaltet – Melina Pyschny. „Das ist echt noch nie passiert, dass so viel Zeit zwischen den Proben lag“, erzählt Tina Schorcht, die im letzten Jahr recht neu am Theater Aachen war, sich mittlerweile aber fest im Ensemble gefunden hat. „Aber dafür freuen wir uns jetzt umso mehr, so ein großes Stück auf die Bühne zu bringen.“ Melina Pyschny setzt sogar noch einen drauf: „Ich bin jetzt bereit. Attacke!“
Es ist natürlich nicht so, dass die vier im letzten Jahr weniger fit oder bereit für ihre Rollen waren. Doch sie alle haben sich in dem Pandemie-Jahr weiterentwickelt, sind als Personen und Persönlichkeiten gewachsen. „Der Lysander ist natürlich noch der Gleiche, aber meine Herangehensweise an die Rolle ist jetzt eine andere“, erklärt Tommy Wiesner. „Man bekommt einfach einen neuen Blick auf die Personen und ihr Handeln, wenn man ein Jahr später den Text wieder liest,“ so Wanat.
Dramaturgin Inge Zeppenfeld hat dafür ebenfalls eine Erklärung: „Wir waren alle ja nie fertig mit dem Stoff, wir haben ihn nur auf unterschiedliche Arten ruhen lassen. Zum Beispiel mit „Lockdown-Love“, dem Onlineformat im Sommer. Zum Beispiel durch andere Rollen, die in der Zwischenzeit gespielt wurden, zum Beispiel durch das Ankommen im Ensemble, zum Beispiel durch Bücher, die in der Zwischenzeit gelesen wurden. „Und das Stück hat natürlich eine enorme Sprachgewalt und Eigendynamik, deren Teil die vier Liebenden sind, von denen eigentlich auch nur zwei wirklich Liebende sind.
Zum Verständnis
Hermia liebt Lysander, soll aber Demetrius heiraten, also beschließen sie zu fliehen. Demetrius liebt ebenfalls Hermia, aber sie will ihn nicht. Helena liebt Demetrius, doch er will sie nicht. Allerdings erfährt Helena von der Flucht und gibt die Info an Demetrius weiter. Er eilt den Geflohenen nach. Und Helena, in ihrem Überschwang, läuft Demetrius nach. „Also dass Helena diese Entscheidung trifft, Demetrius von der Flucht der beiden anderen zu erzählen, um ihn für sich zu gewinnen, ist wirklich der absolut schlechteste Plan überhaupt“, gibt Wanat zu bedenken.
Doch gut für den Zuschauer, dass sich die Vier kopf- und kompromisslos ins Unheil-Abenteuer stürzen. „Es kommt ein Tempo auf wie auf einer Half-Pipe. Es geht hin und her, sprachlich wie physisch, ein bisschen wie ein nächtlicher Rave im Wald“, ist Pyschny begeistert.„Und da haben wir Bock drauf. Für das Publikum zu spielen, es mitzureißen, vor allem nach den ganzen Corona-Einbußungen.“ Anders als im letzten Jahr kann (Stand Redaktionsschluss Mitte November) wieder ohne Auflagen geprobt werden,man darf sich berühren, sich gegenseitig fühlen. Sich erleben. Und die vier sind sich einig: „Wir wollen mit all unserer Spielkraft und -freude wieder fürs Publikum da sein.“ Im Wald treffen die vier dann natürlich noch auf den Handwerkertrupp, die Elfen und Geister. Und neben lautem Gelächter wird das märchenhafte Verwirrspiel auch für Schnappatmung sorgen.Wie genau, schauen Sie sich besser selbst an. \
Zum Inhalt
Im Stück sind vier Handlungen miteinander verflochten. Zum einen die Hochzeitsvorbereitung von Theseus und Hippolyta am Hof. Damit verbunden sind die Erlebnisse der Handwerker, die für die Feierlichkeit im angrenzenden Wald ein Theaterstück proben. Im Wald treffen sie auf die fliehenden Liebenden und werden in die Auswirkungen eines Ehestreites des Elfenpaares Oberon und Titania hineingezogen. \
15.1.
„Ein Sommernachtstraum“
19.30 Uhr, Bühne, Theater Aachen
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