Weshalb haben Sie ausgerechnet das leise, melancholische Lied „Seerosenteich“ zum Motto Ihrer Tournee erhoben?
„Seerosenteich“ ist ein Song, der bis dato kaum live zu Ehren kam. Zuerst wollte ich mich auf Gitarre und Streicher beschränken, habe aber schnell gemerkt, dass man einen Konzertabend von zwei bis drei Stunden nicht ausschließlich mit ruhiger Musik bestreiten kann. Dann habe ich das Ganze „Projekt Seerosenteich“ genannt. Unter diesem Begriff konnte ich mir einfach alles einfallen lassen, was ich wollte. Leise und laute Lieder, Varieté- und Zirkus-Einlagen, Tanz und Akrobatik.
Ihre Texte und Kompositionen taugen eigentlich nicht unbedingt für die Charts. Haben Sie eine Erklärung für Ihre Popularität?
Ich dachte immer, wenn meine Lieder zweien oder dreien gefallen, dann gibt es da draußen vielleicht noch viel mehr Leute. Ich mag schon auch Musik, die auf gewisse Weise gefällig klingt. Nicht im negativen Sinne, es darf weder kitschig noch glatt sein. Ich mache halt, was mir entspricht. Ich bin nicht der reinste Sängerknabe, weshalb meine Musik vielleicht etwas besonders klingt. Aber dadurch wird sie auch gewöhnungsbedürftig. Anfangs mussten die Leute diese Klangfarbe und die Worte, die da verschluckt werden, erst mal akzeptieren.
Als Sänger scheinen Sie eine gewisse Schrulligkeit perfektioniert zu haben.
Auch Grönemeyer und Lindenberg sind technisch gesehen keine großen Sänger. Beim Singen möchte ich mich nicht verstellen. Natürlich versuche ich, die Töne zu treffen. Ich habe relativ konkrete Vorstellungen von dem, was ich mache und für gut erachte. Ich möchte mich nicht vor den Erwartungen anderer oder meinen eigenen Ängsten beugen; Musikmachen hat ja auch einen wirtschaftlichen Aspekt. Viele Leute, die in diesem Geschäft längere Zeit überleben, sind gekennzeichnet durch einen Mut zur Eigenwilligkeit.
Philipp Poisel – der Popstar aus Deutschland. Können Sie mit solchen Formulierungen etwas anfangen?
Ich sehe mich nicht als solchen. Es gibt viele Schubladen, in die man gesteckt wird. Das lässt mich relativ kalt. Wenn es Journalisten hilft, ihren Lesern damit ein Phänomen oder jemanden besser zu beschreiben – meinetwegen. Ich staune jedes Mal, wie viele Leute zu unseren Konzerten kommen. Auf der anderen Seite bin ich kein großer Fan davon, mich im Fernsehen zu inszenieren. Von daher hält sich der Wiedererkennungswert meiner Person im öffentlichen Leben sehr in Grenzen.
Fühlen Sie sich als Außenseiter?
Ich treffe schon Kollegen. Auf Preisverleihungen gibt es bestimmte Cliquen. Ich freue mich, dass ich mich dazu zählen kann. Aber ich muss nicht immer aufs Parkett oder den roten Teppich, wenn es eine Feier oder eine Fernsehsendung gibt. Mittlerweile hat meine Plattenfirma das akzeptiert. Die wollen mich natürlich bekannt machen.
Als Ihr Labelboss will Herbert Grönemeyer möglichst viele Alben verkaufen. Andererseits ist er ein Künstlerkollege, der Ihnen Ratschläge gibt, wie man sich nicht verheizen lässt. Wie bewältigt er diesen Spagat?
Grönemeyer ist der Plattenboss in Deutschland, der selber die Erfahrung gemacht hat, wie es ist, auf der anderen Seite zu stehen, Künstler zu sein. Deshalb hat er für sehr viele Dinge großes Verständnis. Es gibt gewisse Parallelen in dem, was wir erlebt haben. Auch er hat in jungen Jahren gesagt bekommen: „Was du singst, versteht keiner“. Er hat auch erfahren, dass es für Sprödes, Sperriges, Kantiges ein Publikum gibt. Dadurch hat er den Mut gehabt, mich auf sein Label zu holen. Er weiß, ein Künstler braucht seine Freiheit, um ausschöpfen zu können, was in ihm steckt.
Welchen konkreten Ratschlag hat Ihnen Grönemeyer mit auf den Weg gegeben?
Er riet mir, mich von der Idee zu verabschieden, dass ich es besser machen müsse als beim ersten Mal. Ich solle auf mich vertrauen. Mit dem Gespür, das ich immer haben werde, würde meine Musik nie richtig schlecht sein. Er sagte: „Mach einfach irgendwas. Und das reicht dann schon“. Das, was ich dank ihm machen kann, ist ein großes Geschenk. Aber wenn es keinen Erfolg mehr hat, dann geht die Welt nicht unter. ///
10.12.
Philipp Poisel
20 Uhr, Eurogress
Das Konzert ist ausverkauft!
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