Von Kian Tabatabaei
In dem Schaufenster flattern und kleben mehrere Zeichnungen, dazu Textilien und Plakate. Die Scheibe ist groß, so lassen sich hinter den zahlreichen Aushängen regelmäßig Menschen erahnen. Sie sind augenscheinlich ziemlich jung, die Laptops lassen auf Fleiß schließen, die Getränke auf Geselligkeit. Alles ziemlich diffus. Für die Menschen hinter der Scheibe ist das allerdings kein Manko, sondern ein Qualitätsmerkmal. Nicht umsonst haben sie ihren Laden am Adalbertsteinweg in Aachen „diffus.space“ getauft.
Die Aushänge geben schon eine Ahnung: Hier geht es um Kreativität. Das lässt sich doch sicherlich noch präzisieren? „Wir stehen für alles und alle offen, außer für Rechtsextremismus“, sagt Aaron Förderer. Der 27-jährige Doktorand ist Mitgründer des „diffus.space“. „Während der Hochphase der Pandemie haben wir einen diffusen Tatendrang verspürt“, erläutert er. Der blanke Aktionismus führte also dazu, dass Förderer gemeinsam mit sechs Freunden im Dezember 2020 das Lokal eröffnet hat. Mittlerweile, fast zwei Jahre später, besteht das „diffus“-Team aus rund 20 ständigen Mitgliedern, die die Miete für die insgesamt etwa 50 Quadratmeter großen Räume untereinander aufteilen.
Die meisten von ihnen sind zwischen 18 und 30 Jahre alt und studieren in Aachen. Sie sind kreativ, auf unterschiedliche Art und Weise. Manche bieten Nähkurse an, andere Graffiti-Workshops. Es gibt Diskjockeys und Handwerkende. In der Werkstatt, die gleichzeitig eine Küche ist, steht eine Siebdruckmaschine bereit. Hier lagert auch das Werkzeug für die sonntägliche Fahrradwerkstatt, bei der, angeleitet von einem Experten, Fahrräder repariert werden.
Neben Handwerk und Kunst bietet der „diffus.space“ auch Raum für Diskussionsrunden und für gemeinsame Telearbeit; Vereine können sich für Sitzungen und Versammlungen einmieten. In gewisser Weise ist er Museum, Werkstatt, Wohnzimmer, Schule und Co-Working-Space in einem – ziemlich diffus.
Die Gruppe verbindet nicht nur der genannte Tatendrang, sondern in den meisten Fällen auch Freundschaft. Es gebe keine Hierarchien, Entscheidungen würden demokratisch getroffen, erläutert Jan Engl vom Team. Geld verdienen die jungen Menschen mit ihrer Kunst und ihren Aktionen in der Regel nicht, wollen sie auch gar nicht, wie sie einstimmig betonen. Ihnen gehe es viel mehr um Gesellschaft und Geselligkeit und darum, von und miteinander zu lernen.
„diffus.space“
Adalbertsteinweg 178
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