Der „Vater der Benimmregeln“, Freiherr Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge, würde vermutlich erschaudern, müsste er ansehen, dass es Fastfood-Restaurants ganz ohne Besteck gibt oder wie die Gabel oft barbarisch wie eine Schaufel gehalten und beim Essen eingesetzt wird.
Ausstellung Couven-Museum
Die Ausstellung „Augenschmaus. Historische Bestecke und Gedecke aus der Bestecksammlung der Aachener Museen“ ermöglicht einen hochinteressanten Einblick in die Kulturgeschichte des Bestecks und damit unserer Ernährung: Erst um 1700 etablierte sich durch die Verfeinerung der Tischsitten der Einsatz des Bestecks in Form von Messer, Gabel und Löffel, das auf dem eingedeckten Tisch von außen nach innen genutzt wird, d.h. für jeden Gang ein eigenes Besteck.
Herausragende Sammlung
Der Dessertlöffel bzw. das Dessertbesteck liegt über dem Teller. Die einzige Geflügelart, die auch in der aktuellen Version des Knigge-Standardwerkes mit den Fingern gegessen werden darf, sind Wachteln. Gans, Ente und Truthahn werden stets mit Besteck verzehrt.
Die Aachener Museen verfügen über eine herausragende Sammlung an historischem Besteck, das nun in der Ausstellung auch mit einem aufwändigen Katalog gewürdigt wird.
Das Auge isst mit
Bei der Betrachtung der mehr als 600 Einzelstücke, übrigens eine der größten Sammlungen in Deutschland, wird man schnell verstehen, wieso Messer, Gabel und Löffel unseren Ahnen als Statussymbole galten: Feinste Materialien wie Perlmut, Koralle oder Bergkristall wurden bei den kunstfertig gearbeiteten Werkzeugen von den Handwerkern verwendet, um dem Gebrauchsgerät eine schöne Optik zu geben – das Auge isst schließlich mit! Und auch Redewendungen wie „den Löffel abgeben“ erklären sich im historischen Kontext.
Neben Themenführungen widmen sich Vorträge, eine Lesung und Familienaktionen dem Thema – ein bißchen Nachhilfe im Umgang mit Messer und Gabel ist sicher nicht nur bei Kindern und Jugendlichen förderlich.\ Belinda Petri
18.10.2014 - 25.1.2015
„Augenschmaus. Historische Bestecke und Gedecke aus der Bestecksammlung der Aachener Museen“
Couven-Museum
Hühnermarkt 17
WEITEREMPFEHLEN