Was für Dimensionen. 56 Quadratkilometer Grabanlage. In der chinesischen Provinz Xi’an in Zentralchina wurden 1974 bei Brunnenarbeiten erste Fragmente der Terracottarmee gefunden, die 1,5 Kilometer vom Mausoleum des Kaisers unter einem Grabhügel entfernt liegt.
Von Dirk Tölke
Der gesamte Komplex bildet ein unterirdisches Abbild der Welt, an dem eher elf, als überlieferte 38 Jahre mit geschätzt 700.000 Handwerken, Soldaten und Zwangsarbeitern gebaut wurde, ohne fertig zu werden, als der Kaiser starb, wohl infolge einer schleichenden Quecksilbervergiftung durch Heiler, die seinem Wunsch nach ewigen Leben entsprechen wollten.
Für seine anderen Bauprojekte, circa 470 Paläste und die Chinesische Mauer (nur 200.000 Arbeiter) band er zusätzliche Kräfte, die die Dörfer ihrer Männer und der Wirtschaftskraft beraubten. Neben bisher gefundenen und durch Schachtgrabungen erkundeten Feldern mit Tonfiguren, Friedhöfen, Brennöfen, Ziegeleien weiß man von 500 Beigabegruben im Umfeld des inneren zweifach ummauerten Bezirks (2 x 1 Kilometer, bzw. 1,2 x 0,5 Kilometer Mauerwerk).
Das Mausoleum selbst will man erst öffnen, wenn die Konservierungsmöglichkeiten verbessert worden sind. Mit Hilfe Münchner Denkmalpfleger sucht man nach Verfahren, das Abplatzen der Farbschichten zu verhindern, das Minuten nach Ausgrabung beginnt, wenn Sauerstoff die organische Lackschichtbasis umwandelt. Die farbigen Fassungen der Tonarmee stellen allerdings weder Rang noch Zugehörigkeit dar, sondern entsprechen der bunten Vielfalt der regionalen Herkunft der Soldaten, deren Familien die Gewänder stellen mussten.
Austellung
Per Audioguide und zahlreichen Modellen, Filmen und Schautafeln kann man sich ein Bild von der bisher zu einem Viertel ausgegrabenen Grabanlage machen. Münzen, Tiere, Rüstungen, Waffen und Tonfiguren illustrieren das vermehrte Wissen über die Kultur der Qin-Dynastie, die sich auf künstlerisch und technisch erstaunlichem Niveau befand.
Die Körper der Tonarmee sind aus standardisierten Rohlingen. Die Gesichter und Haartrachten sind individuell gefertigt. Pferde und Wagen sind Teil dieser üblichen Kampfformation in Garnisonsstärke (circa. 8.000 Figuren), die in vier Gruben geplant und in dreien ausgeführt wurde, die mit Holzkonstruktionen abgedeckt wurden. Obwohl 1974 die Kulturrevolution herrschte, die Traditionelles ablehnte und sich brüstete 46.000 Gelehrte statt nur 460 (Qin) beseitigt zu haben, ließ Mao Tse-tung (1893-1976) die Grabungsstätte schützen, vielleicht, weil er sich auf den Reichsgründer berufen wollte.
Dieses glorreiche Erbe einer insgesamt 5.000-jährigen Kulturgeschichte und das folgender international vernetzter Dynastien ist für das chinesische Geschichtsbewusstsein keine abgeschlossene Vergangenheit, sondern eine weiter wirkende Referenz, ein Status, dessen gebührende Wiederherstellung insbesondere nach Demütigungen im 19. und 20. Jahrhundert durch Europa und Japan ein zukunftsorientierter Ansporn ist.
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