Denise Mina eine sehr gute Krimiautorin zu nennen, würde ihr keineswegs gerecht werden. Auch wenn ihre Sujets in der Welt der Verbrechen angesiedelt sind, schreibt sie mindestens ebenso packende und veritable Gesellschaftsromane, stets die Erzählperspektive wechselnd und die tiefergelegten verborgenen Schichten einer Stadteinwohnerschaft – in ihrem Fall dem schottischen Glasgow – aufdeckend. So entstehen ganz nebenbei exzellent beschriebene Charaktere wie hier der Gewerkschaftsfunktionär und Labour-Politiker Kenny Gallagher, dessen Treiben sie allerdings nur über Bande gespielt, mit psychologischer Präzision schildert.
Die Hauptfigur ist Detektiv-Inspektorin Alex Morrow, die mit „Götter und Tiere“ ihren bereits fünften Fall (und den zweiten im Verlag Ariadne) für deutsche Leser lösen möchte. Es geht um einen rätselhaften Überfall und Mord an einem alten Mann in einer Postfiliale, einen mysteriösen jungen Studenten, der wiederum dessen Enkel in der Postfiliale vor dem Kugelhagel des Täters schützt und im folgenden Kontakt zu dem Kind und dessen Mutter sucht. Ein Nebenstrang widmet sich zwei von der Glasgower Unterwelt bestochene Kollegen, die sich Morrow als Vorgesetzte im beginnenden Disziplinarverfahren aufhalst und nicht zuletzt ihrem in kriminelle Machenschaften tief verstrickten Halbbruder, dem als eiskaltem Erpresser das letzte Kapitel des Buches reserviert bleibt.
Denise Mina, promovierte Juristin, die während ihres Studiums auch einen Lehrauftrag für Kriminologie innehatte, wird nicht ohne Grund als „Queen of Tartan Noir“ (einer schottischen Spielart des Krimi Noir) genannt. Auch die FAZ und Deutschlandfunk Kultur setzten Ende Oktober „Götter und Tiere“ auf Platz 1 ihrer aktuellen Krimibestenliste. \ rm
Denise Mina - „Götter und Tiere“
Ariadne im Argument Verlag
346 Seiten, 21 Euro
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