Das Philosophische Institut LOGOI in der Aachener Jakobstraße hat sich in anderthalb Jahrzehnten einen Namen über die Stadtgrenzen hinaus gemacht. Trotzdem wissen viele Menschen nicht, womit sich die Projektinitiatoren in diesem Ladenlokal und an weiteren Veranstaltungsorten so ganz genau beschäftigen. Das ist schade, denn die Philosophie (wörtlich „Liebe zur Weisheit“) stellt sich viele existenzielle Fragen, die die Welt und den Menschen betreffen.
LOGOI, gegründet 2008 von Dr. phil. Jürgen Kippenhan (Studium der Philosophie und Sozialwissenschaften) hat mit seinem privaten und unabhängigen „Institut für Philosophie und Diskurs“ stets den Blick über den Tellerrand maximal kultiviert. Neben regelmäßigen philosophischen Gesprächen erlebt man bei LOGOI Konzerte, Lesungen, Performances, Kunstausstellungen, Kammerspiele, Poetry Slams und vieles mehr. Kippenhan und seine beiden Mitarbeiterinnen Susanne Vaaßen und Ines Finkeldei (studierte Expertinnen in Kunst- und Literaturgeschichte bzw. Politischen Wissenschaften und Philosophie) knüpfen gerne Netzwerke: So nahm LOGOI teil an der Aachener Kunstroute, am Camus-Festival, an Ausstellungen wie „Die Kunst der 68er“ (2018) im Ludwig Forum oder auch der Langen Nacht der Museen.
Auf der Homepage steht: „Der von LOGOI angeregte Diskurs greift die aktuellen wie auch die klassischen Themen der Philosophie auf und öffnet sich den Fragen, die von den Naturwissenschaften angestoßen werden, wie zum Beispiel Gentechnik und Hirnforschung.“
Doch mit der Pandemie und dem Überfall auf die Ukraine sind zwei weitere wichtige Themen in den Fokus gerückt.
„Die Welt verändert sich, und die Theorien und die Philosophien kriegen dadurch auch auf einmal ganz neue Richtungen“, sagt Jürgen Kippenhan. „Und was den Krieg betrifft: Im Nachhinein zeigen sich manche Dinge als unglaublich naiv. Es gibt ja beispielsweise dieses Lied von Sting: „The Russians love their children too“, wo unterstellt wird, die schicken ihre Kinder nicht in den Krieg. Und wenn man sich wirtschaftlich noch miteinander vernetzt, dann sorgt man dafür, dass die anderen schon aus ihrem eigenen Interesse heraus keinen Krieg anfangen. Es war ein rationaler Gedanke - wenn man mit Russland so viele Geschäfte macht, merken die, wir sind mit denen verbunden, egal wie weit die ideologische Übereinstimmung reicht. Das waren diese falschen Gedankenspiele in der Merkel-Ära.“
Susanne Vaaßen konkretisiert dies weiter an dem Artikel „Der Krieg, philosophisch betrachtet“ von dem Philosophen-Schwergewicht Jürgen Habermas in der „Süddeutschen Zeitung“. „Habermas hat ja ein standing wie damals Kant. Da habe ich mich gefragt: Wer sagt überhaupt noch was, wer hat überhaupt noch eine Stimme, die gehört wird, und wenn sich dann jemand zu Wort meldet wie Habermas, der mit 91 Jahren als Urgestein auch nicht mehr lange da sein wird, dann wird er nicht ernst genommen und auf Twitter mit 200 Zeichen fertig gemacht. Wie kann man überhaupt mit einem Medium kommunizieren, das gar nicht intelligent genug genutzt werden kann mit seinen 200 Zeichen!“
Viele Personen sind in den letzten 15 Jahren den Einladungen von LOGOI gefolgt. Ob die dänische Schriftstellerin und ökonomisch-politische Ratgeberin der UN und EU, Janne Teller, in ihrem Jugendbuch „Nichts, was im Leben wichtig ist“ existentielle Fragen stellt oder die ehemalige ZEIT-Kulturkritikerin Iris Radisch begründet, „warum die Franzosen die besseren Bücher schreiben“ – alle stehen wie die US-amerikanische Autorin Siri Hustvedt (mit Sicherheit der renommierteste Gast, den LOGOI nach Aachen einlud) für einen Diskurs zwischen Kunst, Literatur und Philophie. Hustvedt schlägt dabei den größten Bogen. Neben ihren vielen Romanen beschäftigt sie sich auch mit der Wahrnehmungs- und Erlebniswelt jenseits der Begriffe, mit Neuropsychologie, Geschlechterverhältnissen, der Rolle der Kunst und schreibt entsprechende Essays und Sachbücher. Die illustre LOGOI-Gästeliste ließe sich endlos fortsetzen: die Soziologen Jutta Almendinger und Heinz Bude, Susan Neiman (Philosophin und Direktorin am Einstein Forum in Potsdam), die Philosophin Svenja Faßpöhler, die Fernsehmoderatoren und Autoren Gerd Scobel und Jürgen Wiebecke sowie die Autorin Nora Bossong, die in ihrem aktuellen Buch „Die Geschmeidigen – meine Generation und der neue Ernst des Lebens“ die jetzt an die Macht gekommenen 40-Jährigen analysiert.
Alles Veranstaltungen, die philosophische Fragen in den Blick nehmen. Jürgen Kippenhan: „Bei Hegel gibt es diesen Satz: ,Philosophie‘ – und er meint es ganz ernst, da er ja der erste war, der das in der Reihe der Philosophie so thematisiert hat – ,Philosophie ist ihre Zeit in Gedanken gefasst.‘ Das heißt, es reicht nicht aus, ein metaphysisches philosophisches Gebilde hervorzubringen, sondern man muss auf das reagieren, was die Zeit einem an Themen vorgibt.“
Und was wünscht sich LOGOI für die nächsten 15 Jahre? „Ich habe Jürgen Habermas einen handschriftlichen langen Brief geschickt. Ich habe mir alle Mühe gegeben, ihn zu überzeugen, dass ich es nach der langen Beschäftigung von mir mit ihm verdient hätte (lacht)… Aber er hat sehr nett geantwortet: ,Sie verzeihen mir, dass ich mit meinen 93 Jahren nicht mehr auf Reisen gehe.‘ Was wir uns wünschen? Dass Leute sich immer wieder von uns anregen lassen.“
„Die Leute kommen gerne, wir haben feste Kooperationen, woraus sich dann wirklich größere Projekte entwickeln. Das war nicht immer so“, ergänzt Susanne Vaaßen. „Die Verquickung von Philosophie und kulturellen Veranstaltungen hat einen Synergieeffekt, und den wollen wir uns zunutze machen, um eben die Leute zu begeistern. Mein Wunsch wäre der Schriftsteller Daniel Kehlmann, aber da sagte man uns: ,Sie stehen in der Warteliste ungefähr auf Platz 200.‘“ (lacht)
Programm Freitag
Am Freitag ist Ana Vidovic mit einem klassischen Gitarrenkonzert im Krönungssaal des Aachener Rathauses bei LOGOI zu Gast. Ob Piazzolla, Bach oder Paganini – Ana Vidovic ist bekannt für ihre präzise Technik, ihre Kunstfertigkeit und Musikalität.
Tickets gibt es im VVK bei Eventim und allen bekannten VVK-Stellen.
21.4.
Ana Vidovic
19.30 Uhr, Krönungssaal
Programm Samstag
Samstag wird im Franz gefeiert. Auf der Bühne: MirAnda (Fado-Beat-World Music). Die ehemalige Sängerin von OqueStrada nutzt mit ihrer dreiköpfigen Band den klassischen Fado als Ausgangsbasis, gepaart mit traditionell spanischen Einflüssen, mit französischem Chanson, mit kreolischem Funaná der Kapverden und lateinamerikanischen Rhythmen.
Luna Tobaldi sind Agustín Luna (Gitarre) und Luciano Tobaldi (Bandoneón und Gesang). Sie präsentieren ein breites Repertoire an klassischen und zeitgenössischen Tangos wie auch eigene Kompositionen. Agustín Luna gilt als einer der besten zeitgenössischen Gitarristen Argentiniens.
Zum Abschluss versetzt uns dann die Aachener Band Ringo in eine wilde Beatlemania!
22.4.
MirAnda, Luna Tobaldi, Ringo
20:30 Uhr, Franz
Einlass: 20 Uhr
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