Schon zur Gründungszeit begnügte sich der Laien­chor nicht mit kleinen Kammer­stücken, sondern weihte das Theater Aachen mit nichts Geringerem als der deutschlandweiten Erstaufführung der 9. Sinfonie Beethovens unter der Leitung des Beethovenschülers Ferdinand Ries ein. Berühmte Dirigenten wie Mendelssohn Bartholdy und Franz Liszt leiteten den Chor bereits bei Musikfestspielen, Franz Wüllner und Fritz Busch waren gar Chorleiter. Heute leitet den Chor Jori Klomp, Chordirektor und Kapellmeister des Theaters Aachen.

Immer montags treffen sich die 28 Chorfrauen und 18 Chormänner im weitläufigen Orchesterprobenraum des Sinfonieorchesters Aachen. Und natürlich kurz vor einem Auftritt, oder auch mal außerhalb der Reihe an einem Samstagvormittag, um zu proben.
Christine Streetz van der Werf bekam den Flyer des Chors in einem kleinen Buchladen in Laurensberg in die Hände. Damals, 2006, war sie gerade aus dem Ausland nach Aachen gezogen. Eine wunderbare Möglichkeit also, um sich das Einleben in Aachen zu erleichtern, Menschen zu begegnen und gemeinsam zu singen.
Also nahm sie den Hörer in die Hand und rief die angegebene Nummer an. „Ich habe dann erstmal bei einigen Proben mitgesungen, um zu schauen, ob die Atmosphäre und der Musikstil zu mir passen. Dann kam das Vorsingen beim Chordirektor. Er entschied, dass meine Stimme zum Chor passte.“
Mittlerweile ist die Oberärztin des Uniklinikums Vorstand des Chores und nimmt jede Gelegenheit wahr, um den Chor zu vergrößern. Denn Engagements hat der Chor zuhauf. Pro Spielzeit führt der Chor mindestens ein Sinfoniekonzert im Eurogress unter der Leitung des Generalmusikdirektors Christopher Ward oder eines Gastdirigenten auf. Hinzu kommen ein Dom­konzert, Auftritte bei den „Kurpark Classix“, ein Weihnachts- und ein Neujahrskonzert im Eurogress und in diesem Jahr sogar ein Auftritt in der Kölner Philharmonie mit dem Klassiker: der 9. Sinfonie Beethovens.

Die Qualität des Chors überzeugt – 13 der 50 Zuhörer waren bei der letzten öffentlichen Probe im Spiegelforum im März so begeistert, dass sie ebenfalls mitsingen möchten. Aachens ältester Chor besteht zwar nur aus Laiensängerinnen und -sängern, ihr Engagement und Herzblut sorgen jedoch seit zwei Jahrhunderten immer wieder für Nachwuchs. Um mitzusingen, braucht es natürlich eine gute Sing­stimme. ­Noten lesen zu können, ist ein Vorteil, aber kein Muss. Wichtiger sei, so Streetz van der Werf, das musikalische Gehör. Zurzeit suche man vor allem männliche Stimmen. Als Laienchor des Theater Aachen hilft der Sinfonische Chor Aachen aus, wenn viele Stimmen für große Chorwerke benötigt werden.
Der Opernchor des Theaters, der aus Berufssängerinnen und -sängern besteht, reiche da nicht aus, so Streetz van der Werf. Die Messlatte liegt also hoch. Das Proben ist enorm wichtig und bedeutet ein ernsthaftes Engagement, das sie in ihrem Alltag als Ärztin auch herausfordert: „Manchmal ist es schon ganz schön stressig, und ich bin abends müde.
Aber mittlerweile sind die Kinder groß und ich brauche keine Babysitter mehr zu bezahlen, wenn es kurz vor den Konzerten etwas mehr Proben sind. Ich singe gerne und es ist für mich auch ein Ausgleich zum Arbeitsalltag; und so gesund!“ Vor allem die Entwicklung eines Chorstückes fasziniert Streetz van der Werf: „Ganz besonders mag ich den Augenblick, wenn bei den Proben das erste Mal der Dirigent, der Opernchor, die Solisten und das Orchester dazustoßen und sich alles als Ganzes zusammenfügt – das ist bei der Hauptprobe dann der Fall.

Alle müssen sich erstmal im Probenraum zusammensuchen, die Sitz­ordnung festlegen, Noten blättern, Noten­ständer und Stuhllehnen richtig positionieren, Instrumente stimmen, es wird erst noch gequatscht, gelacht, dann langsam nur noch getuschelt, dann macht der Dirigent das Zeichen – alles ist plötzlich mucksmäuschenstill und – bang, die ersten Töne werden gespielt. Das ist für mich ein Wow-Effekt und ich freue mich dann jedes Mal so, dass ich dabei bin und so etwas erleben darf.“ Beim Konzert selbst ist es vor allem der Ausdruck auf den Gesichtern der Zuschauer: „Man sieht ja von der Bühne aus die Reaktionen, sieht auch mal bekannte Gesichter. Und ganz zufrieden bin ich dann, wenn wir unseren Job richtig gut gemacht haben und eine Menge Applaus bekommen. Wunderbar!“ / Sabrina Hambloch

Mitsingen
Sinfonischer Chor Aachen e.V.
Proben: montags 19.15 bis 21.30 Uhr, Probenraum des Sinfonieorchesters Aachen, Aachen-Münchener-Platz 3, im ­Kapuziner Karree.
Eine Anmeldung zu den Proben ist nicht erforderlich.

Sinfonischer Chor Aachen